Sanacorp eröffnet Neuenstein Patrick Hollstein, 15.02.2022 11:13 Uhr
Die Sanacorp hat am Montag im hessischen Neuenstein bei Bad Hersfeld eine neue Niederlassung mit integriertem Zentrallager eröffnet. Es ist der 19. Standort der Genossenschaft, vorausgegangen waren 15 Monate Bauzeit.
Ausgerechnet im Zentrum der Republik hat die Sanacorp bislang noch einen weißen Fleck auf der Landkarte – die nächstgelegenen Standorte sind die Niederlassungen Hannover, Chemnitz, Fürth und Mainz sowie drei Vertriebszentren Herne, Düsseldorf und Hürth. Diese Lücke soll nun mit Neuenstein geschlossen werden: Laut Sanacorp profitieren Apotheken in der gesamten Region Nordhessen und Westthüringen von schnellen Lieferzeiten, einer hochqualitativen Abwicklung ihrer Bestellungen und einer schlagkräftigen Logistik.
Der Standort Neuenstein ist der bisher größte Gebäudekomplex der Sanacorp. Auf einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern – deutlich mehr als bei vergleichbaren Niederlassungen – lagern über 130.000 Arzneimittel und Medizinprodukte. Die neue Niederlassung dient auch als Zentrallager, unter anderem als Handelszentrallager. Zudem ist die zentrale Industrieanlieferung möglich.
Zentrallager für Langsamdreher
Ein Vorrat von bis zu 40.000 Langsamdrehern soll die Lieferfähigkeit aller Sanacorp-Niederlassungen verbessern: Aufgrund der zentralen Lage mit direkter Anbindung an die Autobahn A7 sowie das Kirchheimer Dreieck (A4/ A5) können andere Niederlassungen über Nacht mit diesen eher selten verlangten Arzneimitteln versorgt werden – entweder um ihre Lagerbestände aufzufüllen oder um Kundenbestellungen zu bedienen.
„Mit der neuen Niederlassung Neuenstein werden wir in der Region spürbar Marktanteile ausbauen“, verspricht Vorstandschef Dr. Herbert Lang. „Zudem senden wir mit diesem Neubau ein eindeutiges Bekenntnis für die Zukunftsfähigkeit inhabergeführter Vor-Ort-Apotheken in Zeiten des zunehmenden Online-Versands.“
Einsatz erneuerbarer Energien
Beim Bau des neuen Standorts hat die Sanacorp großen Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Das Dach des Lagers ist großflächig mit Photovoltaik-Modulen bestückt. Damit produziert Neuenstein genug Strom, um den größten Teil des eigenen Bedarfs selber decken zu können. Darüber hinaus werden perspektivisch auch Ladesäulen für Elektroautos zur Verfügung stehen. „Nachhaltigkeit wird als Ausdruck derzeit oft bemüht. Mit unserem Konzept füllen wir die Worte mit den entsprechenden Taten. Innovation im Inneren der Hallen trifft auf Nachhaltigkeit außen. Wir lassen unsere Vision moderner Standorte hier Realität werden“, so Frank Sczesny, Vorstand Technik bei Sanacorp.
Schon seit 2019 liefen die Vorbereitungen für den neuen Standort. Nördlich der Ortschaft Obergeis wurden Hallen auf ehemaligem Brachland errichtet; vermutlich hat die Sanacorp das Grundstück gekauft – von allen Niederlassungen sind nur die Häuser in Saarbrücken und Hamburg gemietet, der Standort in Herne war 2019 verkauft und angemietet worden.
Gebietsschutz für Genossenschaften
Dass die Sanacorp bislang in der Region nicht mit einer eigenen Niederlassung vertreten war, hat historische Gründe: Kurz nach dem Krieg hatten sich Sanacorp und Noweda als Genossenschaften in Oldenburg auf eine Gebietsaufteilung verständigt. Doch damit ist es seit 15 Jahren vorbei: Nach den Differenzen um die Machtverteilung bei der Anzag und dem weitgehenden Ausstieg der Noweda beim Frankfurter Großhändler war die Sanacorp 2008 mit einem Neubau in Gelsenkirchen ins Stammgebiet der Noweda in Nordrhein-Westfalen vorgestoßen.
Seitdem ging es Zug um Zug: Die Noweda kaufte 2008 den baden-württembergischen Privatgroßhändler Kapferer und erweiterte ihre Präsenz deutlich gen Süden. Mit der Übernahme des Düsseldorfer Familienunternehmens von der Linde stellte die Sanacorp kurz darauf ihr Geschäft am Rhein auf solide Füße.
2016 kaufte die Noweda den größten Privatgroßhändler Ebert+Jacobi und baute ihr Geschäft in Süddeutschland massiv aus. Parallel wurde in Böblingen eine Niederlassung eröffnet. Zuletzt übernahm die Sanacorp mit Fiebig einen weiteren Privatgroßhändler mit 750 Kunden. Dadurch kann die Genossenschaft ihren Marktanteil um 1 Prozentpunkt leicht ausbauen.
Marktführer im deutschen Pharmagroßhandel ist Phoenix mit einem geschätzten Anteil von rund 28 Prozent. Dahinter rangiert Noweda mit 22 Prozent. Gehe kommt auf etwas mehr als 15 Prozent; die Schwesterfirma AHD auf rund 13 Prozent. Dazwischen rangiert Sanacorp. Den Rest des Marktes teilen sich die Privatgroßhändler Kehr, Max Jenne, Otto Geilenkirchen und Krieger sowie die auf Phoenix zurückgehende Hageda-Stumpf aus München und AEP.