Rx-Versandverbot

Shop-Apotheke: Chancen stehen 30:70

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Berlin -

Das geplante Rx-Versandverbot bringt so manchen Versender um den Schlaf. Auch bei der Shop-Apotheke macht man sich Gedanken, ob Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) das Geschäftsmodell tatsächlich einschränken wird. In Venlo geht man davon aus, dass die Chancen dafür bei 30 Prozent liegen.

Als Grund, das geplante Rx-Versandverbot überhaupt als konkretes Risiko in den Businessplan aufzunehmen, führt das Management den bereits vorliegenden Gesetzentwurf an. Allerdings werden die Folgen für das eigene Geschäftsmodell als weniger gravierend empfunden: Fünf Millionen Euro Umsatz und 750.000 Euro Ertrag (EBITDA) könnten verloren gehen, sollte der Rx-Bereich gestrichen werden. Nur 3,5 Prozent des Umsatzes in Deutschland entfallen bei der Shop-Apotheke auf rezeptpflichtige Medikamente; auf diesen Bereich hat sich die Schwesterfirma Europa Apotheek spezialisiert.

Viel gravierender wäre für die Shop-Apotheke eine Liberalisierung des Apothekenmarktes. Denn für Versandhändler lebt es sich laut Management ganz gut in einem kleinteiligen und hoch regulierten Markt. Eine Deregulierung könne den eigenen Wettbewerbsvorsprung abschmelzen lassen, da der Marktzugang dann für Dritte erleichtert würde. Das Risiko, auf kurze Sicht mit neuer Konkurrenz konfrontiert zu werden, schätzt das Management aber gleich Null ein: Selbst wenn es zu einer Deregulierung kommen würde, wären Konzerne wie Amazon nicht sofort startbereit.

Insgesamt setzte die Shop-Apotheke im vergangenen Jahr in Deutschland 145,6 Millionen Euro um, das waren 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Da die Quote der Wiederholungsbestellungen bei 76,4 Prozent lag, war das Wachstum laut Finanzchef Dr. Ulrich Wandel profitabel: Vor dem allgemeinen Verwaltungsaufwand stand für Deutschland ein EBITDA von vier Millionen Euro in den Büchern, nach 800.000 Euro im Vorjahr.

Die Rohertragsmarge war laut Wandel stabil bei 20,5 Prozent – trotz TV-Werbung und großer Gutscheinaktion im November und Dezember. Deren Effekt habe auch zu einem guten Start im neuen Jahr beigetragen. In Deutschland will die Shop-Apotheke von der im internationalen Vergleich hohen Affinität der Kunden zum Versandhandel und dem hohen eigenen Marktanteil profitieren. Das Wachstum solle „mehrheitlich durch Bestellungen von Bestandskunden getragen“ werden.

Heißt wohl übersetzt: Die deutschen Kunden bekommen vorerst geringere Rabatte, da sie ohnehin bei Shop-Apotheke bestellen. Erst auf mittlere Sicht soll wieder auf Akquise umgeschaltet werden. Im Börsenjargon hört sich das so an: „Eine optimierte Preisstrategie, eine verstärkte Fokussierung auf Produkte mit höheren Margen und die Verbesserung der Einkaufskonditionen durch höhere Volumina sollen unter anderem zur weiteren Steigerung der Bruttogewinnmarge beitragen.“

Insgesamt lagen die Erlöse bei 177 Millionen Euro, ein Plus von 41 Prozent zum Vorjahr. Vor allem das Auslandsgeschäft – Österreich, Belgien, Frankreich, Italien und Spanien – legte nach dem Zukauf der belgischen Versandapotheke Farmaline zu, nämlich um 262 Prozent auf 30 Millionen Euro. Allerdings schlagen hier die hohen Kosten zu Buche: Das Segment-EBITDA ist mit 4,7 Millionen Euro negativ. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 18,5 Millionen Euro. Für das laufende Jahr ist ein Wachstum um 45 bis 55 Prozent angepeilt.

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