Rx-Versandverbot

Yacht: DocMorris kostet Abo

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Berlin -

Schon der Vater war begeisterter Segler. Die ganze Familie verbringt ihre Freizeit am liebsten hart am Wind. Wie viele Segler lesen die Wagners die „Yacht“, das führende Magazin für Kapitäne auf dem Wasser. Doch damit ist jetzt Schluss – wegen DocMorris. Ein Werbeflyer der niederländischen Versandapotheke hat Ariel Wagner dermaßen geärgert, dass er sein Abo sofort gekündigt hat. „Ich habe grundsätzlich nichts gegen Flyer“, sagt Wagner; „aber Werbung für Versandapotheken hat in einer Segler-Zeitung nichts zu suchen.“

Wagner ist PTA und lebt mit einer Apothekerin zusammen. Als kaufmännischer Leiter unterstützt er seine Partnerin bei der Führung der drei Apotheken am Bodensee. Dort liegt auch ihre kleine Segelyacht vor Anker. Kein Luxus, wie Wagner betont, aber der Sport hat eben seinen Ruf weg. Der DocMorris-Flyer in seiner Hobby-Zeitschrift habe in maßlos geärgert, räumt Wagner ein, daher habe er sofort gehandelt und eine geharnischte Kündigung an den Delius Klasing Verlag geschrieben.

„Hiermit kündige ich mit sofortiger Wirkung und zum nächst möglichen Termin, sowohl mein Online-Abo, als auch mein Print-Abo der Zeitschrift Yacht unter der Kundennummer“, schrieb Wagner. Der Verlag solle auch die noch bis zur Wirksamkeit der Kündigung ausstehenden Lieferung einstellen. „Ich habe keinerlei Interesse mehr an einer weiteren Belieferung und werde niemals mehr ein Produkt Ihres Hauses erwerben – ein Seglerleben lang.“

Er sei „praktisch mit der Yacht aufgewachsen“, begründet Wagner seinen Zorn. Schon seine Eltern hätten die Zeitschrift abonniert und er habe sich immer auf die Lektüre gefreut. „War sie doch zu Sommers und zu Winters Zeiten immer eine Gelegenheit sich mit dem liebsten Hobby zu beschäftigen, wenn wir nicht auf dem Boot waren.“

Das sei bis heute so geblieben. „Das damit nun Schluss ist, hat tragischer Weise nicht mal inhaltliche Gründe“, so Wagner. Er habe festgestellt, dass die Werbebeilagen in letzter Zeit, zumindest gefühlt, deutlich zugenommen hätten. Das sei nicht toll, aber auch nicht so schlimm. Denn schließlich habe die Werbung in der Yacht zumindest bisher weitestgehend etwas mit dem Segeln zu tun gehabt.

Dann sei ihm doch tatsächlich ein Doc-Morris-Flyer in die Hände geflogen. „Ab sofort kommt meine Apotheke zu mir nach Hause“, stand dort zu lesen. „Medikamentenwerbung in einer Seglerzeitschrift!?! Verschreibungspflichtige Medikamente mit Bonus, im Versandhandel, aus dem Ausland, durch Steuergefälle subventioniert, durch ein EU-Gericht gestützt, an den deutschen Gesetzen vorbei, zum Schaden der gesamten medizinisch-pharmazeutischen Versorgung in Deutschland?“, schrieb Wagner an den Verlag. „Ich denke, auch ein Verlag sollte sich gut überlegen, wann er sich wem als Werbeplattform anbietet. Für mich absolut indiskutabel.“

In seiner Familie und unter seinen Freunden seien viele beruflich im medizinischen und pharmazeutischen Bereich engagiert. „Viele davon sind nicht nur Ärzte und Apotheker, sondern auch Segler. Allein bei uns im Hafen fallen mir viele Eigner ein“, so Wagner. Viele davon hätten ebenfalls mit Unverständnis reagiert. Er hoffe, dass „recht viele meinem Beispiel folgen“.

Die Zeitschrift Yacht ist das führende Seglermagazin und erscheint 14-tägig mit einer Auflage von gut 40.000 Exemplaren. Wie viele Apotheker oder Ärzte sich unter den Lesern befinden, kann der Verlag nicht sagen. Den Grund für Wagners Kündigung will der Verlag nicht kommentieren. Als Verlagshaus setze man sich intensiv mit den Beweggründen für eine Abonnement-Kündigung auseinander und reagiere darauf, in dem man sich in Einzelfällen direkt mit dem Leser in Verbindung setze, so ein Sprecher.

Einfluss auf die Werbung in der Yacht habe der Verlag keine: „Der Delius Klasing Verlag – wie auch alle anderen Verlage – können Anzeigen oder Beilagen nur dann ablehnen, wenn diese beziehungsweise die Auftraggeber gegen deutsches Recht oder die guten Sitten verstoßen. Alles andere wäre ein willkürlicher und durch nichts gerechtfertigter Eingriff in den Markt.“

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