Der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Professor Dr. Bert Rürup, hat sich auf einer Veranstaltung der Celesio AG in Stuttgart erneut für die Zulassung von Apothekenketten ausgesprochen. „Wir wissen nicht, welches die beste Distributionsform für Arzneimittel ist“, so Rürup. „Dennoch sollten wir das Experiment des Wettbewerbs als Suchprozess wagen.“ Es gehe um den Abbau einer „zünftischen Distributionskultur“.
Es gebe gute Argumente für die inhabergeführte Präsenzapotheke, aber keine Argumente für ein Verbot von Apothekenketten. Deren entscheidenden Vorteil sieht der Ökonom in der Möglichkeit, Einkaufsmacht zu entfalten und Preisvorteile zu generieren. Dies könnten aber auch eigenständige Betriebe, wenn sie kooperieren. Insofern forderte Rürup „gleich lange Spieße“, beispielsweise in Form einer für alle Anbieter verbindlichen Apothekenbetriebsordnung. Allerdings sprach sich der Wirtschaftswissenschaftler auch dafür aus, den Kassen zu überlassen, welche Distributionswege sie für ihre Versicherten wählten.
Der Politik warf Rürup „gebremsten Drive“ vor, was die Deregulierung des Apothekenmarktes angeht: „Was man selbst nicht verhindern kann, sollte man begrüßen“, forderte Rürup. „Die Politik sollte nicht reaktiv, sondern antizipativ und konstruktiv handeln und sich nicht vom Europäischen Gerichtshof in eine Liberalisierung der Distributionswege treiben lassen.“
Bereits vor einem Jahr hatte Rürup beim Apothekerforum der Andreae Noris Zahn AG (Anzag) in Frankfurt ähnliche Ansichten vorgetragen.
APOTHEKE ADHOC Debatte