Rowa lobbyiert für Visavia Alexander Müller, 02.03.2011 12:28 Uhr
Nach dem juristischen K.O. für Visavia lobbyiert der Automatenhersteller Rowa jetzt auf politischer Ebene für sein Arzneimittel-Abgabeterminal. Am Montag war Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zu Besuch bei dem Kelberger Unternehmen - und bekam auch das Terminal gezeigt. Auch bei anderen Spitzenpolitikern ist Rowa aktiv, um das kostspielige Projekt hierzulande doch noch zu einem Erfolg zu bringen.
Anderthalb Stunden habe sich Brüderle Zeit genommen, um das Unternehmen in der Eifel kennen zu lernen, berichtet ein Rowa-Sprecher. „Und wenn so ein Spitzenpolitiker schon hier ist, muss man ihm auch Visavia zeigen. So können wir das Konzept direkt erklären.“ Rowa-Geschäftsführer Dirk Wingenter habe dem Minister sowie weiteren Bundes- und Landtagsabgeordneten erklärt, dass Visavia gerade in ländlichen Regionen die Versorgung mit Arzneimitteln inklusive Beratung sicherstellen könne. Brüderle sei zwar interessiert gewesen, habe sich mit politischen Statements aber zurückgehalten, resümierte der Sprecher.
Möglicherweise kennt der Minister das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) vom 24. Juni 2010. Die Richter hatten Visavia weitgehend verboten, weil sie Verstöße gegen die Dokumentationspflicht des Apothekers sahen und Vorbehalte gegen das eingeschaltete Call-Center hatten. Seither bastelt Rowa technisch weiter an seinem Automaten. Immerhin hat das Unternehmen viel Geld in das Projekt gesteckt.
Rowa wirbt auf allen Ebenen für Visavia: Bei der Fachmesse „FutureCare“ im Rahmen der Cebit waren Gesundheitsstaatssekretär Stefan Kapferer und sogar EU-Gesundheitskommissar John Dalli zu Besuch auf dem Rowa-Stand.
Rowa produziert mit mehr als 300 Mitarbeitern Automaten und ist weltweit aktiv. In anderen Staaten wie den Niederlanden ist der Einsatz von Visavia schon heute erlaubt. Hierzulande muss Rowa noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Der Hersteller weist den Vorwurf zurück, die Arzneimittelabgabe langfristig von der Apotheke abkoppeln zu wollen. „Das ist nicht in unserem Interesse, wir machen unser Geschäft mit Apotheken“, so der Sprecher.