Arzneimittel-Abgabeterminal

Rowa bastelt an Visavia

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Der Automatenhersteller Rowa hat noch Hoffnung für sein Arzneimittel-Abgabeterminal Visavia. Zwar hat das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) die Abgabe von Medikamenten über Automaten Ende Juni weitgehend verboten. Doch derzeit prüft man im rheinland-pfälzischen Kelberg, wie die Vorgaben des Gerichts umgesetzt werden können.

Bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel genügte der Automat laut BVerwG den Dokumentationspflichten nicht, da der Apotheker das Rezept nicht unmittelbar bei der Abgabe unterschreibt. Rowa will hier mit einer elektronischen Signatur Abhilfe schaffen. Damit könnte auch der Apotheker das Rezept zeichnen, der vom Call-Center aus tatsächlich die Abgabe verantwortet. Auch die zuvor vermischten Zuständigkeiten hatten die Richter bemängelt.

Überhaupt war das Call-Center ein Knackpunkt in dem letztinstanzlichen Verfahren um Visavia. Die Fernsteuerung des Terminals laufe auf einen „zeitweisen Fremdbetrieb der Apotheke“ hinaus, urteilte das BVerwG. Damit ist das Visavia-Servicecenter de facto gestorben. Laut Rowa-Geschäftsführer Markus Willems wäre jetzt denkbar, Apotheken den Betrieb von Visavia nur für die eigenen Filialen zu erlauben. „In diesem Fall wäre die Frage der Weisungsbefugnis unkritisch“, sagte Willems.


OTC-Arzneimittel dürfen über Visavia derzeit nur zu den Öffnungszeiten der Apotheke abgegeben werden. Denn laut BVerwG haben Kunden, die nachts eine Apotheke aufsuchen, einen höheren Beratungsbedarf - der jedoch über eine Videokonferenz nicht gleichwertig gedeckt werden kann. Als Lösung will Rowa den Visavia-Service künftig nur Patienten mit Kundenkarte anbieten. Diese könnten somit vorab über das Terminal aufgeklärt werden. Damit sei die Erwartungshaltung der Nutzer klar, so Willems.

Am wenigsten Probleme bereiten Rowa die freiverkäuflichen Arzneimittel. Das BVerwG hatte die Abgabe dieser Präparate grundsätzlich verboten, weil sie automatisch, also ohne Beratung, erfolgte. Künftig soll bei jedem Einsatz des Terminals ein Apotheker zugeschaltet werden, kündigte Willems an.

Während Rowa mit diesen Maßnahmen versucht, hierzulande den Auflagen des Gerichts zu entsprechen, läuft der Vertrieb im Ausland weiter. In Italien gibt es zwei Pilotprojekte. In Finnland trete zum Jahreswechsel eine Gesetzesänderung in Kraft, die die Abgabe über Automaten erlaube, so Willems.

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