600 statt 1,5 Milliarden US-Dollar

Roundup: Bayer muss deutlich weniger zahlen

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Jefferson City -

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer muss in einem Rechtsstreit um das Unkrautvernichtungsmittel Roundup (Glyphosat) deutlich weniger zahlen als gedacht.

Wie am Freitag aus Gerichtsunterlagen hervorging, reduzierte Richter Daniel Green in Jefferson City (Missouri) den von Geschworenen den drei Klägern zugesprochenen Schadenersatz von insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar auf 600 Millionen Dollar. Bei Anlegern kam das gut an. Die Bayer-Aktie sprang im New Yorker Handel zunächst ins Plus und legte um zwei Prozent zu.

Erst Ende November wurde der Konzern zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden Dollar an drei ehemalige Anwender des Unkrautvernichters Roundup verurteilt. Die Kläger machten das umstrittene Produkt für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. Die Geschworenen sprachen den Klägern insgesamt 61,1 Millionen Dollar an Schadenersatz und je 500 Millionen Dollar Strafschadensersatz zu. Solch hohe Summen sind in Jury-Prozessen in den USA allerdings nicht selten, oftmals senken Richter den Betrag dann deutlich, wie nun geschehen.

„Das Urteil wird so keinen Bestand haben, wir werden auf jeden Fall Rechtsmittel dagegen einlegen“, erklärte Bayer im November. Schon allein die Höhe des Strafschadenersatzes verstoße gegen die amerikanische Verfassung. „Im Unterschied zu früheren Verfahren haben die Gerichte in den jüngsten Fällen den Klägern unzulässigerweise erlaubt, die regulatorischen und wissenschaftlichen Fakten falsch darzustellen“, hieß es in einer Stellungnahme des Konzerns.

Bayer habe „starke Argumente“, um die jüngsten Urteile revidieren zu lassen. Der Konzern habe neun der letzten 13 Gerichtsverfahren gewonnen und den Großteil der Klagen beigelegt. „Wir werden die robuste wissenschaftliche und regulatorische Beweislage weiterhin vor Gericht verteidigen, notfalls in Berufung“, erklärte das Unternehmen. Bayer zeigte sich weiter von der Sicherheit von Glyphosat überzeugt.

Problem durch Monsanto-Übernahme

Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen die Leverkusener, das in den USA eine Klagewelle in Gang setzte. 2020 hatte Bayer ein milliardenschweres Programm aufgelegt, um den Großteil der Klagen – ohne Haftungseingeständnis – beizulegen.

Einen Großteil der Klagen hat Bayer bereits abgearbeitet. Im Frühjahr 2023 hieß es im Zuge der Vorlage der Geschäftszahlen für 2022, dass von inzwischen insgesamt circa 154.000 angemeldeten Ansprüchen rund 109.000 verglichen worden seien oder die Vergleichskriterien nicht erfüllten. Per 31. Dezember 2022 belief sich die Rückstellung von Bayer für Vergleiche bestehender und künftiger Glyphosat-Klagen noch auf 6,4 Milliarden Dollar.

Die jüngsten Gerichtsniederlagen von Bayer könnten signalisieren, dass die Leverkusener einen Großteil oder die gesamte Summe der Glyphosat-Rückstellungen auch brauchen könnten, hatten Analysten der Bank Morgan Stanley erst jüngst in einer Einschätzung erklärt.

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