Unter den Digestiva hält sich in den neuen Bundesländern ein Präparat, auf das ältere Kunden seit DDR-Zeiten schwören: Cholecysmon von Riemser. Weil das Produkt mit den Jahren zunehmend Anwender verliert, will der Hersteller aus Greifswald mit einem neuen Auftritt jetzt gezielt jüngere Kunden ansprechen.
Cholecysmon ist ein Nahrungsergänzungsmittel. Der enthaltene Rindergallenblasen-Trockenextrakt sorgt nach Herstellerangaben für die Zerlegung der mit der Nahrung aufgenommenen Fette im Magen und Zwölffingerdarm – als „Lösungsvermittler“ sozusagen. Der Zusatz „Silberperlen“ geht auf den Überzug zurück, der den bitteren Geschmack kaschieren soll.
Vor circa 60 Jahren eingeführt, galt Cholecysmon jahrzehntelang als kompetentes Gallentherapeutikum. Die Anwender sind dem Produkt treu: In den Apotheken wird meist gezielt die Großpackung nachgefragt.
Trotzdem entwickelt sich das Geschäft wegen der Überalterung des Nutzerkreises rückläufig. Zuletzt wurden 240.000 Packungen im Wert von 1,1 Millionen Euro verkauft. Zum Vergleich: Der Markt der rezeptfreien Arzneimittel, etwa Artischocke-Präparaten ist rund 7 Millionen Euro schwer; dazu kommen Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu Magenbitter-Produkten.
In den alten Bundesländern ist Cholecysmon kaum bekannt: Drei Viertel des Geschäfts werden im Osten gemacht. Dennoch hofft man in Greifswald, mit dem neuen Design und der Vermarktungskampagne Apotheken in ganz Deutschland zu erreichen. Vier Außendienstler sind bundesweit unterwegs.
Andere OTC-Marken von Riemser sind Mykundex, Zinksalbe LAW, Elacutan, Bifomyk, Hepathromb, Rheunervol und Lederlind. Allerdings ist der Bereich von untergeordneter Bedeutung: Die Kernkompetenzen liegen in den Bereichen Krebs-, Infektions- und Hauterkrankungen.
Mehr als die Hälfte des Umsatzes von rund 100 Millionen Euro entfällt bei Riemser auf den Geschäftsbereich Specialty mit Produkten wie Aloxi, Vancomycin und Eremfat. Der Rest verteilt sich auf andere Arzneimittel, die Lohnherstellung und den Dentalbereich. Zur Gruppe gehören auch das Leipziger Arzneimittelwerk, Fatol sowie die Firma Rösch Medizintechnik.
Der ursprünglich aus dem Friedrich-Loeffler-Institut hervorgegange Hersteller von Tierarzneimitteln war 1992 von Norbert und Dr. Dagmar Braun aus der Treuhand-Masse übernommen und durch Zukäufe kontinuierlich ausgebaut worden. 2012 hatte die Kapitalbeteiligungsgesellschaft Axa Private Equity den Hersteller übernommen, die nach einem Management-Buyout mittlerweile unter dem Namen Ardian firmiert.
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