Bei Riemser gibt es einen neuen Eigentümer: Der spanische Pharmahersteller Esteve übernimmt das Unternehmen mit Sitz in Greifswald und Berlin vom Finanzinvestor Ardian. In deutschen Apotheken ist Esteve bereits durch die Marken Pensa (Generika) und Isdin (Kosmetik) bekannt.
Mit dem Kauf will Esteve seine Transformation zu einem Spezialpharmaunternehmen beschleunigen, das 60 Prozent seines Umsatzes mit proprietären Produkten erwirtschaftet. Zudem erweitert Esteve durch die Akquisition seinen Zugang zum wachstumsstarken Krankenhausmarkt, in dem Riemser nach Firmenangaben besonders erfolgreich ist. Der Abschluss der Transaktion wird im Lauf des ersten Quartals erwartet, über finanzielle Details haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Esteve-CEO Staffan Schüberg sagte: „Diese Akquisition leistet einen bedeutenden Beitrag zur Transformation von Esteve zu einem internationalen Spezialpharmaunternehmen mit eigenen Markenarzneimitteln. Riemser verfügt über Expertise und Erfahrung im europäischen Markt für Arzneimittel zur klinischen Anwendung sowie Präsenz in vier der wichtigsten europäischen Märkte – Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien. Diese Infrastruktur birgt großes Potenzial für Esteve und wir werden unsere Expansionspläne gemeinsam weiterverfolgen.“
Konstantin von Alvensleben, CEO von Riemser, sagte: „Wir freuen uns, dass sich mit Esteve ein starkes, familiengeführtes Pharmaunternehmen mit einer langen Tradition für den Erwerb von Riemser entschieden hat. Gemeinsam werden wir auf unseren Stärken aufbauen und unser Profil als europäisches Spezialpharmaunternehmen mit eigenen Markenarzneimitteln und Fokus auf den Krankenhausmarkt nutzen, um unsere internationale Reichweite weiter zu erhöhen und unser Geschäft auszubauen. Gleichzeitig möchten wir uns bei Ardian für die Unterstützung in den vergangenen Jahren bedanken.“
Riemser ist aus dem Friedrich-Loeffler-Institut hervorgegangen. 1992 hatten Norbert und Dagmar Braun die auf Tierarzneimittel spezialisierte Firma aus der Treuhand-Masse übernommen und durch Zukäufe kontinuierlich ausgebaut. 2012 übernahm Ardian das Unternehmen mit dem Ziel, die Aktivitäten von Riemser auf das Kerngeschäft mit Spezialpharmazeutika zu fokussieren und das Geschäftsmodell zu internationalisieren. Seitdem ist das Unternehmen durch Akquisitionen, zunächst in Frankreich, dann in Großbritannien und zuletzt in Spanien, international gewachsen und hat sein Portfolio durch den Erwerb mehrerer Produkte verstärkt.
Parallel wurden andere Bereiche und Produktionsstandorte abgestoßen aufgegeben. Von ursprünglich mehr als 500 sind noch 200 Mitarbeiter übrig. Auch die Umsätze entwickelten sich wegen der Verkäufe, Lieferausfällen und dem intensiven Wettbewerb nicht so schnell wie erhofft; sie lagen zuletzt bei mehr als 80 Millionen Euro. Offenbar hat Ardian schon länger einen Käufer gesucht; schon 2016 gab es entsprechende Gerüchte.
Das Angebot umfasst vor allem Rx-Arzneimittel in den Therapiefeldern Onkologie, Neurologie und Nischentherapien. Zudem gehören Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel zum Sortiment. Riemser betreibt noch eine Produktionsstätte in Deutschland und ist in vier der fünf wichtigsten europäischen Länder mit einem Firmensitz oder einer Tochtergesellschaft vertreten: Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien. Rund 80 Prozent des Umsatzes erlöst Riemser mit Produkten für die klinische Anwendung, darunter vor allem Spezialpharmazeutika und eine breite Palette von Arzneimitteln für therapeutische Nischenbereiche.
Esteve wurde 1929 gegründet; der Hersteller mit Sitz in Martorelles, einer Gemeinde in der Nähe von Barcelona, ist nach wie vor in Familienbesitz. Zur Generikasparte gehören Tochterunternehmen in Portugal, Italien, Schweden, der Türkei, den USA und seit November 2011 auch in Deutschland. Mit rund 2300 Mitarbeitern ist Esteve in Europa, den USA, Mexiko und China präsent. Im Jahr 2018 erzielte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 758 Millionen Euro. Isdin ist ein Joint Venture mit dem spanischen Kosmetikhersteller Puig.
APOTHEKE ADHOC Debatte