Riemser hat sich die Exklusivrechte für das nicht-opioide Schmerztherapieprodukt Prialt (Ziconotid) von Eisai gesichert. Im Gegenzug erhält der japanische Pharmakonzern eine einmalige Zahlung, deren Höhe beide Vertragspartner nicht mitteilten wollten. Die Rechte beziehen sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Prialt in Europa, wo das Produkt bereits in zwölf Ländern zugelassen ist.
Bei Prialt handelt es sich um eine nicht-opioide intrathekale Infusion zur Behandlung schwerer chronischer Schmerzen. Das Arzneimittel wird mittels einer implantierten „Schmerzpumpe” direkt ins Rückenmark injiziert. Im Gegensatz zu Opioiden soll der Wirkstoff Ziconotid bei Patienten keine Abhängigkeit verursachen.
Ziconotid ist eine ursrpünglich aus dem Gift der Kegelschnecke gewonnene Substanz, die von Eisai seit 2005 synthetisch hergestellt wird. Riemser-Geschäftsführer Konstantin von Alvensleben: „Mit dem Erwerb von Prialt stärken wir die Aktivitäten eines unserer Kernindikationsbereiche, der Neurologie. Prialt passt sehr gut in das Profil von Riemser, da es sich um ein Arzneimittel mit hochspezialisiertem Anwendungsfeld handelt und das, wie auch unsere Arzneimittel in der supportiven Onkologie, der Lebensqualität der Patienten zugutekommt.”
2010 hatten Bochumer Wissenschaftler bei der Analyse mehrerer Studien festgestellt, dass es unter Ziconotid mehrere Fälle von Suizidversuchen gab. Die Wissenschaftler vermuteten, dass der Wirkstoff nicht nur die Weiterleitung von Schmerzreizen hemmt, sondern dabei auch die Stimmung verschlechtern und gleichzeitig Ängste und Impulskontrolle reduzieren könnte. Diese Mechanismen könnten bei Gefährdeten Suizide begünstigen, hieß es im im Fachjournal „Pain“.
Riemser ist ein Spezialpharmaunternehmen mit insgesamt fünf Standorten in Deutschland, Frankreich (Ceozyt) und England (Intrapharm) sowie einem internationalen Vertriebsnetzwerk. Aktuell werden gut 110 Produkte in mehr als 60 Ländern vermarktet. Der Onkololgiebereich mit Produkten wie Tepadina (Thiotepa) oder Akynzeo (Netupitant/Palonosetron) trägt 30 Prozent zum Umsatz bei, es folgen mit 20 Prozent die Antiinfektiva (Vancomycin, Terizidon oder Eremfat), mit 15 Prozent aus dem Neurologiebereich das Antidepressivum Anafranil (Clomipramin), das Schlafmittel Staurodorm (Flurazepam) und das Migränepräparat Migränerton (Paracetamol/Metoclopramid).
Jeweils 10 Prozent erlösen sich in den Bereichen Dermatologie (Leioderm, Elacutan, Mykundex) und Kardiologie (Aldactone, Lanitop). Der Rest entfällt auf Spezialprodukte wie das aus Stierhoden gewonnene Enzympräparat Hylase (Hyaluronidase).
Riemser ist aus dem Friedrich-Loeffler-Institut hervorgegangen. 1992 hatten Norbert und Dagmar Braun die auf Tierarzneimittel spezialisierte Firma aus der Treuhand-Masse übernommen und durch Zukäufe kontinuierlich ausgebaut. Heute gehört das Unternehmen dem französischen Investor Ardian.
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