Ricola und dem deutschen Vertriebspartner Queisser ist beim neuen Menthol-Bonbon ein Fauxpas unterlaufen. Auf den Warenproben findet sich der Hinweis, dass die Bonbons in der Versandapotheke bestellt werden könnten. Bei der Auslieferung war es zu einer Verwechslung gekommen: Die Proben waren nur für den Onlinehandel bestimmt.
Ricola hat eine neue Sorte Bonbons auf den Markt gebracht: „Aktiv-frei Menthol ohne Zucker“ enthält neben der traditionellen Kräutermischung extra viel natürliches Menthol. Ein umfängliches Maßnahmenpaket sollte die Neueinführung unterstützen, dazu zählen neben TV-Spos und Digitalwerbung auch HV-Aufsteller und Produktproben. Um den Apothekenkunden das neue Produkt schmackhaft zu machen, lieferte der Hersteller zahlreiche Proben aus – gekauft werden sollte laut Empfehlung jedoch online: „Jetzt in der Versandapotheke bestellen“, hieß es auf dem Muster. Zur leichteren Artikelsuche sind die beiden zugehörigen Pharmazentralnummern direkt unter dem ablösbaren Beutel zu finden.
Wer andere Kanäle bedient, wird mit Auslistung gestraft – einige Apotheken haben ihre Großhandelskisten bereits gepackt und lassen die Bonbons retour gehen. „Em-Eukal schmeckt auch“, liest man in den sozialen Medien.
Offenbar war es bei der Auslieferung der Proben zu Fehlern gekommen – stationäre und Versandapotheken sollten unterschiedliche Ware bekommen. „Wir bedauern sehr, dass diese Werbeaktion zu Missverständnissen und Irritationen in den stationären Apotheken geführt hat. Wir haben uns entschieden, bis auf Weiteres keine Aktionen mit den Versandapotheken durchzuführen“, so Vertriebsleiter Dirk Jäger. Jäger weist darauf hin, dass im Zeitraum von Oktober bis März insgesamt sieben Millionen Proben im Apothekenumfeld verteilt wurden und auch aktuell noch verteilt werden. Ein Großteil der Proben, 87 Prozent, wurden in den stationären Apotheken und bei Allgemeinmedizinern verteilt.
Ricola hatte sich Anfang 2018 an der Vertriebsfirma CFP Brands beteiligt; seit einem Jahr werden die Bonbons in deren Auftrag in den Apotheken durch Queisser vertrieben. Zuvor hatte Klosterfrau die Bonbonmarke des schweizerischen Traditionsherstellers im Gepäck. Zudem übernahm der Doppelherz-Hersteller auch den Vertrieb von Fisherman’s Friend von Wepa.
Suchen Kunden online nach einem Produkt, so stehen die Hersteller immer wieder vor demselben Problem: Welche Kaufoptionen zeigt man an? Zahlreiche Unternehmen bieten auf ihren Internetseiten Apothekenfinder-Tools an. Nicht selten wird auch auf den Versand durch Onlineapotheken hingewiesen. Das führte in der Vergangenheit des Öfteren zu Protest seitens der Apotheker – mit Auswirkungen: Einige Hersteller passten ihre Internetseiten an.
So hatte beispielsweise der Hersteller Ursapharm auf den Protest reagiert und alle Verlinkungen die direkt zu diversen Versandapotheken führten von der Homepage entfernt. Auf der Produktseite des Nahrungsergänzungsmittels Aronia+ gibt es neuerdings nur noch den Apothekenfinder für Vor-Ort-Apotheken. „Die Apotheke ist und bleibt für Ursapharm der Vertriebskanal Nr. 1.“, so ein Ursapharm-Sprecher.
Auch der Hersteller Kreussler hat die Website des Produktes Dequonal angepasst. Nach Kritik von Apothekern wurde ein Hinweis auf den Vertriebskanal vor Ort hinzugefügt. Kreussler beteuert ebenfalls, dass die „Vor-Ort-Apotheken“ für die apothekenexklusiven Produkte selbstverständlich immer der Ansprechpartner Nr. 1 seien. Bislang sei man davon ausgegangen, dass auch Kunden, dieses Verständnis hätten.
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