Generikakonzerne

Stada ohne Retzlaff

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Berlin -

Die Stada verliert ihren langjährigen Vorstandschef. Hartmut Retzlaff werde mit sofortiger Wirkung sein Amt bis auf Weiteres ruhen lassen, teilte der Generikakonzern in Bad Vilbel nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Sonntagabend mit. Grund sei eine schwere, voraussichtlich länger andauernde Erkrankung des Managers.

Retzlaff stand 23 Jahre an der Spitze des Unternehmens. Er habe Stada geprägt und das Unternehmen erfolgreich aufgebaut, internationalisiert und konsequent diversifiziert. „Heute steht Stada besser da als je zuvor“, sagte Aufsichtsratschef Dr. Martin Abend.

„Dass Herr Retzlaff jetzt krankheitsbedingt sein Amt vorübergehend ruhen lassen muss, kommt für uns alle überraschend und macht uns betroffen. Aber Gesundheit geht vor! Gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Stada wünscht ihm der Aufsichtsrat gute und rasche Genesung.“

Retzlaffs Aufgaben würden nun unter den Vorstandsmitgliedern Helmut Kraft und Matthias Wiedenfels aufgeteilt. Wiedenfels wurde vom Aufsichtsrat außerdem zunächst zum neuen Vorstandschef berufen.

Kraft war 2010 von Phoenix zur Stada gekommen und ist für den Bereich Finanzen verantwortlich. Er wird künftig zusätzlich die Ressorts Marketing & Vertrieb, Einkauf/Supply Chain Management sowie Forschung & Entwicklung übernehmen.

Wiedenfels ist seit 2013 an Bord und bislang für die Bereiche Unternehmensentwicklung Zentrale Dienste verantwortlich. Sein Vertrag war erst im Januar verlängert worden. Er wird künftig zusätzlich für Strategie, Kommunikation sowie Produktion verantwortlich zeichnen.

Abend erklärte zur Ernennung: „Mit Herrn Dr. Wiedenfels tritt zunächst ein erfahrener langjähriger Manager an die Spitze des Vorstands, der den Erfolg der vergangenen Jahre maßgeblich mitgestaltet hat und der den eingeleiteten Wandel im Sinne des Unternehmens mit Nachdruck vorantreiben wird. Er steht damit sowohl für Kontinuität als auch für die Fähigkeit, dem Unternehmen die laufend erforderlichen neuen Impulse zu geben. Wir sind überzeugt, dass Stada sich nicht zuletzt dank der am Markt anerkannten Wachstumsstrategie und mit hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern äußerst erfolgreich weiterentwickeln wird.“

Retzlaffs – vorrübergehendes? – Ausscheiden trifft die Stada in einer empfindlichen Phase. Der Finanzinvestor Active Ownership Capital (AOC) fordert den Umbau des Unternehmens und will in einem ersten Schritt den Aufsichtsrat auswechseln. Erst einigte sich Abend mit AOC über einen Kompromiss.

Doch kurz darauf trat die Stada die Flucht nach vorne an und verschob die entsprechende Hauptversammlung auf Ende August. Unabdingbar sei eine „sorgfältig vorbereitete und durchgeführte Auswahl geeigneter Kandidaten“, hieß es. Ein Nominierungsausschuss sollte mit Unterstützung externer Experten einen strukturierten Auswahlprozess durchführen und mindestens drei neue Aufsichtsräte vorschlagen. Außerdem tauchten plötzlich Gerüchte über informelle Verkaufsgespräche zwischen Retzlaff und der Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners auf.

Retzlaff drohten allerdings auch Fragen zum Aufstieg seines Sohnes und zur Rolle seiner Berater im Unternehmen. Kritiker werfen Retzlaff vor, die Grundsätze der guten Unternehmensführung, denen börsennotierte Unternehmen unterliegen, verletzt zu haben.

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