Ost-OTC für West-Apotheken Patrick Hollstein, 28.10.2014 11:18 Uhr
Thomapyrin und Titralgan, Maaloxan und Simagel, Kamillan und Kamillosan: 25 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es immer noch zahlreiche OTC-Medikamente, die entweder nur in den alten oder nur in den neuen Bundesländern funktionieren. Die Hersteller Doublehill und Serumwerk Bernburg nutzen die Trennung von ihren bisherigen Vertriebspartnern, um alte Grenzen zu überwinden und neue Kundenkreise zu erschließen.
Im Sommer hatte Serumwerk Bernburg seine Vertriebskooperation mit Queisser beendet. Seitdem bewerben vier eigene Außendienstler Produkte wie Pulmotin, Pyolysin und Parodontal, die vor allem in den neuen Bundesländer bekannt sind. Weitere Präparate sollen dazu kommen: Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, seine Kompetenzen im OTC-Bereich stärker auszubauen.
Einer der ersten Neuzugänge ist das Mückenschutzmittel Doctan. Dessen Hersteller Doublehill hatte mit dem Verkauf des OTC-Geschäfts von Astellas an Sidroga/Siemens ebenfalls seinen Vertriebspartner verloren. Seit 2011 als Lizenzprodukt bei Astellas, lief der Vertrieb schon seit der kompletten Streichung des Außendienstes mehr schlecht als recht. Mit den neuen Eigentümern – der Strüngmann-Familie – wurde sich Doublehill gleich gar nicht handelseinig.
Stattdessen entschieden die beiden Firmenchefs Wolfgang Pradella und Dr. Olaf Hansen, den Vertrieb selbst in die Hand zu nehmen. Mit ihrer Vitalstoffschokolade Amunda hatten sie bereits im Herbst vergangenen Jahres einen Fuß in die Apotheken gesetzt. Jetzt soll ein eigener Außendienst aufgebaut werden, der neben Doctan und Amunda auch das Antitranspirant Celana bewerben soll.
Um in der Offizin von Anfang gleich mehrere Produkte besprechen zu können, hat Doublehill die Aufgabe übernommen, Pulmotin & Co. im Westen bekannter zu machen. Im Gegenzug nimmt der aktuell vierköpfige Serumwerk-Außendienst unter Vertriebschefin Dr. Rosemarie Weidhase in den neuen Bundesländern die Produkte des Vertriebspartners huckepack.
Hansen arbeitete zehn Jahre lang in der Veterinärsparte von Bayer, wo er unter anderem an der Entwicklung von Advantix beteiligt war. 2006 machte er sich mit Convet selbstständig, die Produkte werden von Partnern wie Serumwerk unter eigenem Namen vertrieben. Pradella war Niederlassungsleiter der Gehe in Dresden, bevor er 2004 als Einkaufschef zur Berliner Apothekenkooperation Gesine wechselte und 2006 die Unternehmensberatung Pharma Solutions gründet.
Zum Serumwerk Bernburg gehören neben dem OTC-Bereich die Sparten Krankenhausprodukte, Tierarzneimittel (Medistar) sowie Dialyseprodukte und Dialysatoren. Das Unternehmen wurde 1954 gegründet und 1992 im Rahmen eines Management-Buyouts privatisiert. Insgesamt sind 380 Mitarbeiter für die Gruppe tätig, die zuletzt knapp 70 Millionen Euro umsetzte. Das Unternehmen betreibt auch ein Hotel mit angeschlossenem Golfplatz in Neugattersleben in Sachsen-Anhalt.