Marktrücknahme

Reimporteure springen bei Methergin ein Patrick Hollstein, 18.10.2011 12:18 Uhr

Berlin - 

Überraschend kurzfristig hat der Pharmakonzern Novartis weltweit Methergin (Methylergometrin) als Lösung zum Einnehmen vom Markt genommen. In Deutschland springen vorerst die Reimporteure ein, um Ärzten und Patientinnen einen „geordneten Übergang“ zu ermöglichen. Bei Eurim, nach eigenen Angaben Marktführer mit dem Produkt noch vor dem Originalhersteller, rechnet man damit, noch einige Monate lieferfähig zu sein.

Novartis hatte die Rücknahme mit Meldungen aus Italien begründet, denen zufolge das Präparat irrtümlich an Säuglinge verabreicht worden war. Methergin ist zur Behandlung von Blutungen nach Abort, verstärkten postpartalen Blutungen und Subinvolutio uteri im Wochenbett zugelassen. Weil das halbsynthetische Mutterkornalkaloid in die Muttermilch übergeht, dürfen Frauen nach der Behandlung zwölf Stunden lang nicht stillen. Möglicherweise war diese Kontraindikation ein weiterer Grund, das Präparat aus der ambulanten Versorgung zu nehmen.

Bei Eurim kann man die Aktion des Originalherstellers aus wissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehen: Methergin sei ein Standardtherapeutikum, das sich seit Jahrzehnten bewährt habe. Neue Erkenntnisse zu Gegenanzeigen oder Nebenwirkungen seien nicht bekannt; auch Qualitätsprobleme lägen nicht vor: „Es besteht somit aus unserer Sicht keine medizinisch oder pharmazeutisch begründete Veranlassung, dieses Präparat einer indikationsgemäßen Anwendung zu entziehen.“

Laut Eurim-Chef Andreas Mohringer hat die Lösung zum Einnehmen vor allem in der ambulanten Therapie einige Bedeutung: Bis zu 7000 Packungen würden monatlich in den Apotheken abgegeben, 3000 davon alleine von seinem Unternehmen. Als Ausweichmöglichkeit hatte Novartis empfohlen, Patientinnen künftig mit der Injektionslösung zu behandeln - laut Mohringer wegen des zusätzlichen Aufwands keine echte Alternative.

Um die Versorgung aufrechtzuerhalten und Ärzten und Patientinnen Zeit zu geben, will Eurim den Reimport vorerst weiter liefern. Auch Emra und Kohlpharma wollen am Markt bleiben. Die Firmen verfügen über eigene Zulassungen - solange Ware beschafft werden kann, steht dem Vertrieb nichts im Weg. Laut Mohringer gibt es alleine bei Eurim „substanzielle Vorräte“ von einigen tausenden Packungen.