Reimporteure

Entlassungen bei Orifarm: Es ist kompliziert APOTHEKE ADHOC, 31.05.2016 14:18 Uhr

Berlin - 

Die Entlassungen beim Reimporteur Orifarm am Standort Leverkusen ziehen sich in die Länge. Schon im Februar wurden dort 30 Stellen in der Produktionsplanung, Druckabteilung und Logistik gekürzt. 41 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Nun soll ein Mediator eingeschaltet werden, um akzeptable Lösungen zu finden.

Der Vermittler soll in den kommenden Tagen die stockenden Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung wiederbeleben. Orifarm-Sprecherin Andrea Robens sagte dem Kölner Stadtanzeiger, dass nicht nur über Abfindungen für die 41 von der Kündigung betroffenen Mitarbeiter diskutiert werde. Den Gekündigten soll mit einer Qualifizierungsgesellschaft der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Sie haben Beipackzettel gedruckt, die Produktion oder Transporte der Arzneimittel geplant – und sind somit nicht hoch qualifiziert.

Die Mitarbeiter seien bereits Ende Februar von der Arbeit freigestellt worden, nachdem auf einer Betriebsversammlung die Entlassungen ausgesprochen wurden. In Leverkusen arbeiten weiterhin 120 Mitarbeiter in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Produktmanagement, Zulassung, Qualitätskontrolle, IT und Recht. Orifarm will am deutschen Standort neue Büros anmieten.

Vor vier Jahren beschäftigte Orifarm in Leverkusen noch mehr als 700 Angestellte. Dann wurde zunächst die gesamte Produktion ins günstigere Tschechien nach Hostivice verlagert. Im Sommer 2015 traf es zudem 13 Außendienstmitarbeiter. Apotheken werden nun vom externen Dienstleiter Jade.team betreut.

Die jüngste Kündigungswelle habe organisatorische Gründe, erklärt Robens laut Bericht. Bisher seien die sprachlich passenden Beipackzettel für die reimportierten Arzneimittel in Leverkusen gedruckt und dann zum Einlegen nach Tschechien gefahren worden. Wenn jetzt dort gedruckt werde, spare man täglich 900 Lastwagen-Kilometer. Der Leverkusener Geschäftsführer Martin Lisker erklärt, Orifarm habe „den Anspruch, das Arzneimittelimportgeschäft immer wieder neu zu überdenken“.

Nicht nur Orifarm, auch Reimporteur CC Pharma hatte kürzlich 45 Mitarbeiter entlassen müssen – sieben weitere könnten noch folgen. Grund für die Kürzungen ist die schwere Warenbeschaffung. Die Streichungen betrafen Jobs in allen Betriebsbereichen.

Die Prozessveränderungen bei der Logistik hätten mit der geplanten europäischen Expansion der Gruppe zu tun, so Lisker. Orifarm ist derzeit auf acht Vertriebsmärkten unterwegs: Neben den vier skandinavischen Ländern und Deutschland ist das Unternehmen in den Niederlanden, Großbritannien und Tschechien aktiv.

Der Reimporteur führt derzeit rund 1100 Präparate. Der Jahresumsatz liegt bei rund 330 Millionen Euro. Orifarm wurde 1994 von Hans und Birgitte Bøgh-Sørensen gegründet und ist laut eigenen Angaben führend in Europa. In Deutschland liegt Orifarm Robens zufolge auf Platz vier; der saarländische Reimporteur Kohlpharma dominiert den Markt.