Dermapharm soll verkauft werden, zum Jahreswechsel mussten Interessenten ihre Angebote vorlegen. Bis zu eine Milliarde Euro könnte Firmenchef Wilhelm Beier nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters erlösen. Nur am Reimporteur Axicorp, der seit 2012 zur Firmengruppe gehört, haben die Bieter wohl kein Interesse. Doch Beier lässt sich nicht beirren: Jetzt hat er noch einmal ins Importgeschäft investiert.
Axicorp hat drei Viertel der Anteile an Remedix übernommen. Das Unternehmen war 2011 gegründet worden und hat sich auf den Reimport von Betäubungsmitteln (BtM) spezialisiert. Der Bereich machte im vergangenen Jahr 95 Prozent des Umsatzes von rund acht Millionen Euro aus; von den insgesamt 115 Handelsformen kommen 50 auf monatliche Erlöse von mehr als 1000 Euro. Remedix ist schlank aufgestellt: Lagerhaltung und Logistik werden über externe Dienstleister abgewickelt.
Verkäufer sind Klaus-Wilhelm Gerke und Dr. Thomas Weppelmann, denen auch CC Pharma gehört. Sie waren 2014 über ihren Spezialimporteur Propharmed bei Remedix eingestiegen. Als Kaufpreis wird in der Branche ein einstelliger Millionenbetrag genannt; offiziell wird nichts bekannt gemacht.
Als Gesellschafterin an Bord bleibt Nicole Broockmann. Die Psychologin hatte bis 2006 als Leiterin Personal-Rekrutierung bei der Deutschen Bank gearbeitet und sich dann mit der Personalvermittlung Personnel Insight selbstständig gemacht. Als Strippenzieher im Hintergrund gilt ihr Ehemann Tom Broockmann, der aus der Gesellschafterfamilie des Privatgroßhändlers C. Krieger stammt.
Broockmann gilt als bestens vernetzt. Er hatte nach dem BWL-Studium im elterlichen Betrieb angefangen, war 2001 aber ausgeschieden, weil er langfristig keine Chance für kleinere Großhändler sah. Stattdessen machte er sich mit Wibromed selbstständig, einem „Versandgroßhändler“ ohne eigene Infrastruktur: Mit der Belieferung über Nacht wollte er vor allem bei Apotheken auf dem Land punkten – eine Blaupause für AEP sozusagen. 2012 rutschte das mittlerweile in W-Pharm umbenannte Unternehmen in die Insolvenz.
Er gehörte zu den ersten Aktionären von Axcount; nach dem Verkauf an den an den britischen Hersteller Bristol Laboratories folgte mit FirstGenerix Broockmanns Nachfolgeprojekt. Mit dabei war Georg Nagl, Gründer des Pharmadienstleisters Pharmexx, der heute unter dem Namen Ashfield firmiert. Das Insolvenzverfahren wurde Ende 2011 eingeleitet.
Für Axicorp ist der Kauf von Remedix eine gute Möglichkeit, in einen neuen, margenstarken Bereich vorzustoßen – ohne dabei allzu viel Ballast übernehmen zu müssen. Allerdings ist das Geschäft schwieriger geworden, seit nach Orifarm auch andere führende Reimporteure wie Emra und Eurim BtM in ihr Sortiment aufgenommen haben.
Dank der familiären Beziehungen zu Krieger ist Remedix als Industriepartner bei Pharma Privat fest im Geschäft; auch Axicorp haben die Privatgroßhändler im Sortiment.
Reimporte sind das letzte Segment im Rx-Bereich, bei dem die Hersteller um die Gunst der Apotheken kämpfen müssen. Das Geschäft läuft über Bonusmodelle, die derzeit gerichtlich geprüft werden, und Kooperationen mit Verbünden. Kohl ist beim MVDA an Bord, Emra ist bei der Gehe unter Vertrag. Emra und Kohl teilen sich die Sanacorp, Eurim, Kohl und Orifarm sind Partner bei Alphega.
Mit einem Marktanteil von rund 8 Prozent ist Axicorp die Nummer 6 unter den Reimporteuren, hinter Kohl, Emra, Eurim, Orifarm und CC Pharma. Die ehemalige Schwesterfirma hatte das Unternehmen aus Friedrichsdorf im vergangenen Jahr erstmals überholt. Das Generikageschäft der Marke Axcount hatte 2013 der britische Hersteller Bristol Laboratories übernommen.
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