Insolvenz: Briten übernehmen Veron Carolin Bauer, 09.03.2016 09:06 Uhr
Der Reimporteur Veron Pharma ist aus der Insolvenz befreit. Das Unternehmen mit Sitz in Kaiserslautern wird unter neuem Inhaber weitergeführt. Die britische MSA Global Holding hat den Betrieb gekauft und und will in Deutschland Fuß fassen. Herstellerabschläge, mit denen Apotheken bei Veron in Vorleistung gegangen sind, sollen übernommen werden.
Veron wurde 1997 gegründet. Geschäftsführer war Ronny Druck, der mittlerweile ausgeschieden ist. Das Insolvenzverfahren wurde Anfang Februar eröffnet. Mit der MSA Global Holding war sich Insolvenzverwalter Paul Wieschemann bereits zuvor einig: „Es handelt sich um eine klassische Übertragende Sanierung.“ Dabei werden die funktionierenden Geschäftsbereiche an eine neue Firma übertragen. „Es musste schnell entschieden werden.“ Dass es zu einer Fortführung gekommen sei, stelle in der Branche eine Ausnahmesituation dar.
In Deutschland treten die Briten künftig als „1 Alpha Pharma“ auf. Alle 22 Mitarbeiter und die Firmengebäude seien übernommen worden, sagt Wieschemann. Der Betrieb sei hervorragend ausgestattet, die technischen Anlagen in der Produktion seien auf dem neuesten Stand. Die vorhandenen Genehmigungen müssten noch auf den neuen Inhaber überschrieben werden, so Wieschemann. Der Kauf sei mit den Behörden abgesprochen und von den Gläubigern abgesegnet.
Forderungen hätten bisher rund 25 Lieferanten sowie die Bundesagentur für Arbeit angemeldet. Apotheken und Banken gehörten noch nicht zu den Gläubigern. „1 Alpha Pharma“ habe vorgesehen, dass Apotheken nicht mit Herstellerrabatten belastet würden, so Wieschemann. Der neue Eigentümer habe mit der Übertragung der Firma auch die Verbindlichkeiten übernommen. Die Abschläge hätten eine Größenordnung im mittleren bis hohen fünfstelligen Bereich.
Laut Wieschemann gab es interne Probleme. Konkrete Gründe für die Insolvenz wollte er nicht nennen. Veron habe zu Spitzenzeiten einen Jahresumsatz von rund 5 Millionen Euro erwirtschaftet; vor allem ein gutes Direktgeschäft soll für den Erfolg verantwortlich gewesen sein.
Als die Produkte später nur noch über den Großhandel vertrieben wurden, sollen Umsätze weggebrochen sein. Zuletzt sollen nur noch zwischen 200.000 und 300.000 Euro erwirtschaftet worden sein. Aktuell rangiert das Unternehmen laut IMS-Zahlen abgeschlagen auf Platz 15 hinter kleineren Anbietern wie „BR Pharma“ und „European Pharma“.
„1 Alpha Pharma“ werde ein breites Sortiment zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten, sagt Geschäftsführer Shan Hassam. Die MSA Global sei in Europa und Afrika vertreten und habe mehr als 35 Jahre Erfahrung in der Pharmabranche. Die neue deutsche Tochterfirma könne auf ein weitreichendes Netz an nationalen und internationalen Partnern zugreifen.
Künftig sollen hierzulande weitere Produktzulassungen beantragt werden. Hassam und sein Kompagnon Abbas Kanani wollen sich wieder auf den Direktverkauf an Apotheken fokussieren. „Unsere Erfahrung auf dem britischen Markt, wo wir ein führender Importeur sind, zeigt uns, dass Apotheken nicht nur an attraktiven Angeboten interessiert sind, sondern auch an hoher Qualität des Kundenservices.“
In Großbritannien ist die Gruppe als Großhändler unter dem Firmennamen „Veenak“ tätig. Zudem werden rund 100 Reimporte aus dem EU-Ausland angeboten. Außerdem betreibt das Unternehmen mit Sitz in Birmingham die Apothekenkette Flintlow, zu der vier Standorte gehören. Über die Firma „GlobeGen“ werden Arzneimittel entwickelt, zugelassen und vertrieben.
Die Verpackung von Arzneimitteln, Diabetes-Produkten oder Nährstoffen wird von „Midlands Medical“ übernommen. In Serbien ist die Gruppe mit dem Dienstleister „GlobalMio“ tätig; in Uganda mit dem Großhändler und Reimporteur „Pine Pharmacy“. Insgesamt wird mit rund 140 Mitarbeitern ein Umsatz von rund 40 Millionen Britischen Pfund erwirtschaftet.