Der Reimporteur Docpharm ist zahlungsunfähig. Ein Insolvenzverfahren über das Vermögen des Karlsruher Unternehmens wurde eröffnet. Apotheken sollen sich wegen noch offener Forderungen direkt an den Sachwalter wenden.
Das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Docpharm wurde Anfang Juli eröffnet. Das Unternehmen sei wegen veränderten Marktbedingungen durch die Pandemie und verzögerten Abläufen bei der Zulassung von Medikamenten in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, teilt die Unternehmensberatung Falkensteg mit, die zum Generalbevollmächtigten bestimmt wurde. Apotheken, die noch offene Forderungen wie etwa den Herstellerrabatt gegen das Unternehmen haben, sollen sich bis zum 25. August schriftlich an den Sachwalter Holger Blümle von der Kanzlei Schultze & Braun in Achern wenden. Bei der Anmeldung sollen der Grund und der Betrag der Forderung angegeben werden.
Der Betrieb läuft in Eigenverwaltung weiter. Ein Sanierungskonzept sollte erstellt werden. Im Mai sagte die damalige Geschäftsführerin Yvonne Fallert: „Die Pandemie hat unsere Sanierungsbemühungen, die wir im vergangenen Jahr gestartet haben, ins Stocken gebracht. Mit dem Verfahren werden wir die Maßnahmenumsetzung nun forcieren. Viele unserer Kunden und Lieferanten wollen uns auf diesem Sanierungsweg unterstützen. Der Handel läuft deshalb uneingeschränkt weiter.“ Die Groß- und Außenhandelskauffrau ist Ende Juni aus der Geschäftsführung ausgeschieden.
Docpharm wurde 1995 gegründet und vertreibt seit 1997 Arzneimittel. Das Unternehmen geht auf den Mediziner Dr. Dieter Gartner zurück, der zu Beginn Generika über Lohnhersteller produzieren ließ. Im Herbst 2019 gab der Arzt die Geschäftsführung aus gesundheitlichen Gründen ab. Neuer Geschäftsführer ist Helmut Stäblein, der zuvor beim Reimporteur CC Pharma und Großhändler Phoenix tätig war.
Betroffen sind rund 20 Mitarbeiter:innen. Ihre Löhne und Gehälter waren laut Falkensteg für drei Monate durch das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert. Danach wollte das Unternehmen wieder die Zahlungen übernehmen, hieß es im Mai.
Im Sortiment von Docpharm sind rund 600 Präparate, darunter Rx-, und OTC- sowie Medizinprodukte. Wichtigste Produkte waren Inegy, Xarelto, Vytorin, Exforge, Ezetrol, Clexane und Pradaxa. In den Jahren vor 2018 erwirtschaftete das Unternehmen mit jeweils rund 250.000 Packungen einen Umsatz zwischen 20 und 30 Millionen Euro pro Jahr und eine Gewinnmarge von circa 1 Prozent. Doch die Serialisierung erhöhte die Kosten, sodass das Unternehmen in die roten Zahlen rutschte. Die Firma ist eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, an der Ärzt:innen beteiligt sind.
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