Ladendiebstahl

Regal verpetzt Apothekendiebe

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Berlin -

Exklusive Kosmetik, hochwertige Nahrungsergänzungsmittel – die Freiwahl in Apotheken lockt immer wieder Diebe an. Apotheken schützen sich mit unterschiedlichen Maßnahmen dagegen. Der Kommissionierautomatenhersteller BD Rowa bietet jetzt ein piepsendes Regal gegen die Langfinger.

Drei von vier Apotheken berichten laut einer Umfrage von Rowa davon, dass Inventurdifferenzen regelmäßig Thema in ihrer Apotheke sind. Zwar gibt es auch das Phänomen Mitarbeiterdiebstahl, aber die Verteilung auf die Produktgruppen zeigt, dass das Problem meist auf der anderen Seite des HV-Tischs zu suchen ist.

Vor allem bei den Freiwahl-Produkten wie Kosmetika, Gesundheitsprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln haben die Apotheken mir Diebstählen zu tun. Der Grund liegt auf der Hand: An Sichtwahl-Produkte kommen die Täter schon aufgrund der räumlichen Barriere seltener unauffällig dran. Das gilt noch mehr für verschreibungspflichtige Arzneimittel, bei denen nur jeder Zehnte Befragte schon Lagerdifferenzen hatte.

Manchmal ist dabei auch nicht Diebstahl die Ursache, sondern organisatorische Fehler. Immerhin 44 Prozent gaben an, dass daraus Lagerdifferenzen resultieren. Doch der Kundendiebstahl bleibt mit 70 Prozent Ursache Nummer 1. Lieferanten und eigene Mitarbeiter sind laut Umfrage viel seltener Täter.

Viele Inhaber setzen daher auf Videoüberwachung. Die Kamera in der Offizin hat allerdings meist nicht mehr als einen abschreckenden Charakter und hilft bei der Aufklärung nicht sonderlich weiter. Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden die Aufnahmen nicht gespeichert – und wo doch, nach kurzer Frist wieder gelöscht. Der Diebstahl wird oft aber erst später entdeckt – wenn die Bestände nicht stimmen. Die Mitarbeiter zu sensibilisieren, wird daher als präventive Maßnahme ebenfalls oft genutzt.

Die Strategie der leeren Packungen in den Regalen ist ebenfalls verbreitet. Manchmal werden sie mit Steinen oder anderem Material befüllt, weil sich die Packungen dann für den Kunden besser anfühlen. Zwar kann man dem potenziellen Dieb damit auch noch eins auswischen, der sich über seine Beute ärgert, doch erzeugt diese Maßnahme auch einigen Aufwand für das Team. Verschlossene Vitrinen oder Warensicherung am Produkt sind bei den Apothekern nicht sonderlich beliebt.

Laut der Befragung zeigen nur 37 Prozent der betroffenen Inhaber den Diebstahl auch an. Die meisten scheuen den hohen Aufwand und die geringe Aussicht auf Erfolg. Ein weiterer Punkt ist, dass Diebstähle oft erst zu spät bemerkt werden und kein Bezug mehr zu möglichen Tätern hergestellt werden kann.

Aufwändigere Maßnahmen lohnen sich für die meisten Apotheken nicht – die jährlichen Verluste liegen im Durchschnitt unter 5000 Euro, wobei es sehr auf die Lage und besonderen Gegebenheiten der Apotheke ankommt.

BD Rowa bietet mit dem Vshelf zukünftig in Deutschland und Österreich eine Lösung an: Dazu werden die Regale mit speziellen Schächten bestückt, die nach der Entnahme nicht nur das nächste Produkt nach vorne befördern, sondern jedes Mal einen leisen Piepton erzeugen. Bei einer Entnahme von vier oder mehr Packungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums ertönt ein deutliches Alarmsignal. Die Methode, ein ganzes Regal in eine große Tasche abzuräumen, wird damit zumindest deutlich erschwert.

Das VShelf soll aber mehr als potenzielle Diebe abschrecken oder das Team auf „Ausräumaktionen“ aufmerksam machen. Weil das Regal vernetzt werden kann, ist eine Kontrolle der Bestände über ein Cloud-Portal oder eine App möglich – der Diebstahl fällt quasi in Echtzeit auf. Das Modul kann damit auch für den Nachbestellungsprozess genutzt werden.

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