Redcare: Shop-Apotheke baut Eigenmarke aus APOTHEKE ADHOC, 06.08.2020 12:14 Uhr
Shop-Apotheke ist aus den roten Zahlen heraus. Im zweiten Quartal hat der Versender einen operativen Gewinn eingefahren – auf das Halbjahr gerechnet schrieb er allerdings immer noch rote Zahlen. Allerdings konnte der Fehlbetrag im Vergleich zum Vorjahr um drei Viertel verringert werden und betrug zuletzt 5,1 Millionen Euro. Die erhöhte Nachfrage durch die Covid19-Pandemie hat zwar zum Gewinn beigetragen. „Auch ohne den Corona-Effekt hätten wir die Gewinnschwelle aber überschritten“, erklärte CEO Stefan Feltens am Donnerstag. Strategisch soll es im zweiten Halbjahr vor allem um den Ausbau neuer Angebote gehen: die Eigenmarke, der Marktplatz und der Same-Day-Delivery-Service.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg demnach im zweiten Quartal auf 6,3 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum stand unterm Strich noch ein Verlust von 0,5 Millionen Euro. Damit sei das Ergebnis schneller in die Gewinnzone gekommen als ursprünglich geplant. Auf das erste Halbjahr bezogen wuchs der Umsatz auf Konzernebene um 37 Prozent auf 465 Millionen Euro nach 338 Millionen im ersten Halbjahr 2019. Den 37 Prozent Umsatzwachstum steht ein Wachstum bei den Bestellungen um 32 Prozent gegenüber. Mit einem Wachstum von 55 Prozent stieg der Bruttogewinn auf Konzernebene deutlich schneller als der Umsatz.
Die Zahl der Neukunden war zwischen April und Juni um eine halbe Million gestiegen, im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte Shop-Apotheke 1,3 Millionen aktive Kunden hinzugewinnen und liegt nun bei 5,5 Millionen – eine Steigerung um 31 Prozent. Umgesetzt hat Shop-Apotheke 233 Millionen Euro, nach 164 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum – eine Steigerung um 42 Prozent. Besonders stark hatte das internationale Geschäft zugelegt: Der Umsatz im Segment hat sich im zweiten Quartal mehr als verdoppelt. Er stieg um 105 Prozent von 21 auf 42 Millionen Euro. Auch das Geschäft in Österreich und Schweiz sei stärker gewachsen als das in Deutschland, „international war der wesentliche Treiber aber Belgien“, so Feltens am Donnerstag.
Strategisch liege Shop-Apotheke zu Beginn des zweiten Halbjahres „voll im Plan“, erklärte Feltens bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Neben den Vorbereitungen zur Einführung des E-Rezepts sind damit vor allem der Aufbau des Marktplatzes und der Ausbau des Same-Day-Delivery-Angebots sowie der Eigenmarke gemeint. Bis Jahresende soll das Angebot der Eigenmarke Redcare weiter ausgebaut werden. Bisher hatte Shop-Apotheke dort ein Nasenspray, Paracetamol und Ibuprofen im Angebot, kürzlich kamen ein Wärme- und ein Herpespatch hinzu. „Da werden bis Jahresende weitere Produkte folgen“, erklärte Feltens. Ziel des Ausbaus sei die Erhöhung der Kundenloyalität – und natürlich höhere Bruttomargen als sie mit vergleichbaren Drittmarken eingefahren werden können.
Ausgebaut werden soll auch der Same-Day-Delivery-Service. „Wir führen den Piloten jetzt ins Regelgeschäft über, erst im Rhein-Ruhr-Gebiet, bis Jahresende auch in mehreren deutschen Metropolen“, so Feltens. „Wir sehen, dass der Bedarf zweifelsfrei besteht.“ Bereits vor kurzem wurde das Angebot auch in München eingeführt. Wie viele und welche Städte bis Jahresende folgen sollen, gab ein Sprecher auf Nachfrage nicht bekannt – genauso wenig, wie viele und welche Vor-Ort-Apotheken dort eingebunden werden. „Ich möchte zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts dazu sagen, aber wir haben nicht vor, da tausende Vor-Ort-Apotheken anzubinden“, so Feltens zuvor. Auch dazu, wie genau das Liefermodell mit den Vor-Ort-Apotheken funktionieren soll, will sich Shop-Apotheke nicht öffentlich äußern.
Ohne Vor-Ort-Apotheken auskommen soll der Marktplatz, der ebenfalls bis Ende des Jahres gelauncht werden soll. Der solle aber ein komplementäres Angebot zur Online-Apotheke darstellen. „Wir werden uns darauf fokussieren, dass wir den Kunden zusätzliche Angebote im Bereich Gesundheit machen“, erklärte Feltens. „Zumindest in der ersten Phase ist nicht angedacht, das Kernportfolio von Shop-Apotheke zu kannibalisieren.“ Stattdessen habe das Unternehmen 11 bis 12 Produktkategorien identifiziert, die die Marktplatzpartner – 30 bis 50 sollen es zu Beginn sein – dann dort anbieten, darunter beispielsweise Kontaktlinsen. Eine Entscheidung, wie der Marktplatz denn dann heißen soll, sei noch nicht getroffen worden.
Insgesamt sei Shop-Apotheke in der Spur, sich „von der klassischen Online-Apotheke zur kundenzentrierten E-Pharmacy-Plattform“ zu entwickeln, geht dabei aber einen anderen Weg als Hauptkonkurrent DocMorris. So sei nicht angedacht, einen Telemedizinanbieter aufzukaufen, wie es Zur Rose mit Teleclinic getan hat. Bereits seit März arbeitet Shop-Apotheke mit Zava zusammen und sei damit bisher hinreichend zufrieden. „Die Kooperation mit Zava entwickelt sich stetig, wichtiger sind für uns dabei aber die Erkenntnisse, die wir über das Kundenverhalten sammeln können.“ Auch die Akquisition einer kleineren Online-Apotheke stehe nicht auf dem Plan – sei aber erwogen worden, bevor Apotal an Zur Rose ging. „Wir waren in diesen Prozess involviert, haben uns aber ganz bewusst dagegen entschieden, ein Angebot abzugeben.“