Westfalen-Lippe kündigt ARZ Haan Alexander Müller, 10.07.2013 18:09 Uhr
Der Eklat ist da: Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) will beim Rechenzentrum ARZ Haan aussteigen: Der Stimmrechtsvertrag wurde zum Jahresende gekündigt. Nachdem gestern der Aufsichtsrat zu diesem Thema getagt hatte, wurde die Kündigung heute offiziell bekannt gegeben. Dem Vernehmen nach waren sich die Stammaktionäre nicht mehr grün.
An der ARZ Haan AG sind die beiden Apothekerverbände aus Nordrhein-Westfalen und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank beteiligt. Ob die Kündigung der Anteile Ergebnis eines Machtpokers ist, war bislang nicht zu erfahren. Eine schriftliche Anfrage beim ARZ blieb seit Tagen unbeantwortet. Offen ist damit auch, was der Ausstieg strukturell und finanziell für das Rechenzentrum bedeutet.
ARZ-Vorstand Siegfried Pahl ließ in einer kurzen Mitteilung lediglich verlauten, das operative Geschäft entwickele sich weiter positiv und dass die Gruppe ihren strategischen Kurs fortsetzen werde. Zur Zeit würden weitere Gespräche unter den Stammaktionären stattfinden.
Dass es seit Monaten im ARZ brodelt, ist ein offenes Geheimnis: Anfang des Jahres musste beim Rechenzentrum ein neuer Aufsichtsrat gewählt werden, da der damalige Vorsitzende Günther Bartels sowie Werner Heuking, Vize in Nordrhein, aus Altersgründen zum Jahreswechsel ausgeschieden waren. Die Satzung des ARZ sieht eine Altersgrenze von 65 Jahren vor.
AVNR-Chef Thomas Preis waren Ambitionen auf den Chefsessel im Aufsichtsrat nachgesagt worden. Doch damit konnten sich offenbar die Kollegen aus Westfalen-Lippe nicht anfreunden. Schließlich wurde im Februar Rechtsanwalt Dr. Dieter Gobbers als neuer Vorsitzender gewählt, Preis wurde Vize. Diesen Posten hatte bislang AVWL-Chef Dr. Klaus Michels inne.
Der AVWL hatte den Vertrag laut Mitteilung bereits im Dezember gekündigt. Der Stammaktionär müsste dann zum Jahresende ausgezahlt werden, was die anderen Eigentümer einen sechsstelligen Betrag kosten dürfte. Bleibt es beim Ausstieg, haben die Apotheken in Westfalen-Lippe ab 2014 kein „standeseigenes“ Rechenzentrum mehr. Der Verband würde zudem die Hoheit über die Abrechnungsdaten aus der Hand geben.