Die VSA-Gruppe führt zum Jahreswechsel die Einzelfirmen unter dem Dach der Noventi zusammen. Unter den Geschäftsführern Peter Mattis und Dr. Hermann Sommer soll ein Management Board die Leitung der verschiedenen Geschäftsbereiche übernehmen. An dessen Spitze soll wiederum Gordian Schöllhorn stehen. Doch dabei gibt es ein Problem: Schöllhorn ist als Vertriebsleiter beim Konkurrenten Pharmatechnik noch bis Herbst 2017 vertraglich gebunden. Die Fronten sind verhärtet.
Schöllhorn kennt sich in der Softwarebranche aus wie kaum ein anderer. Der langjährige Geschäftsführer von Lauer-Fischer ist seit November 2014 bei Pharmatechnik und dort für den Vertrieb im Bereich der Apothekenkooperationen sowie die strategische Vertriebsentwicklung zuständig. Schöllhorn unterschrieb einen unkündbaren Dreijahresvertrag.
Doch jetzt will Sommer ihn für Noventi gewinnen. Schöllhorn soll die leitende Funktion im Management Board der Gruppe übernehmen. Das neue geschaffene Gremium wird rund 15 Mitglieder umfassen, darunter die bisherigen Geschäftsführer der VSA-Töchter. Man ist sich längst handelseinig. Ende Oktober bat Schöllhorn Pharmatechnik-Chef Dr. Detlef Graessner um Vertragsauflösung.
Doch Graessner sieht keinen Grund, seinen Vertriebsleiter vorzeitig zur Konkurrenz wechseln zu lassen: „Ich werde den Vertrag auf keinen Fall auflösen.“ Er hat sein Vertriebsteam zusammengetrommelt und verkündet, dass Schöllhorn das Unternehmen Ende Oktober 2017 verlassen werde – und nicht vorher. Bis dahin soll er voll für das Softwarehaus tätig sein.
Schöllhorn hofft, doch noch vorzeitig gehen zu können: „Alles andere wäre nicht zielführend, weder für die Kunden, noch die Partner, noch das Unternehmen“, so Schöllhorn. Selbstverständlich würde er seine zugesicherte Arbeitsleistung in vollem Umfang erbringen, wenn er gezwungen wäre, bis zum Ende im Unternehmen zu bleiben.
„Aber für den Vertrieb muss man brennen, nur dann kann man seine Mitarbeiter entzünden“, so Schöllhorn. Ob das Feuer noch lodere, wenn der Wechsel feststehe, sei aber nur das eine. Schöllhorn kann sich kaum vorstellen, in dieser Zeit etwa eine Apothekenkooperation als Partner für Pharmatechnik zu gewinnen oder gar eine Kampagne gegen den neuen Arbeitgeber zu initiieren.
Schöllhorn hofft daher nach wie vor auf eine einvernehmliche Lösung. Er will nicht im Bösen gehen: „Das Unternehmen ist gut aufgestellt, mit einem Team, das ich absolut wertschätze.“ Nur passe die Kultur des Unternehmens nicht zu ihm, so Schöllhorn.
Viele Jahre war er für Lauer-Fischer tätig, zuletzt als Geschäftsführer. Im März 2012 verließ er die CompuGroup-Tochter überraschend. Wenige Tage zuvor hatte die Steuerfahndung alle 17 Niederlassungen des Softwarehauses durchsucht. Die Verfahren sind noch nicht eingestellt, Schöllhorn hört nach eigenen Angaben aber schon lange nichts mehr von der Angelegenheit. Auch bei Lauer-Fischer geht man mit dem Thema heute sehr entspannt.
Im April 2014 heuerte Schöllhorn als „Bereichsleiter Zentrale Vertriebssteuerung“ beim ARZ Haan an, bis er ein halbes Jahr später zu Pharmatechnik wechselte. Jetzt würde er gern den attraktiven Posten bei Noventi übernehmen. Bei der VSA ist man relativ zuversichtlich, dass das auch klappt. Graessner dagegen erwartet, dass Schöllhorn seine Zusage einhält und den Vertrag erfüllt.
Unter dem Dach der Noventi werden die Rechenzentren VSA und ALG, das Softwarehaus Awinta, das Abrechnungs- und IT-Dienstleistungszentrum für Heilberufe (azh) und der Softwareanbieter für ambulante Pflegedienste BoS&S zusammengeführt. Darunter bleiben die einzelnen Firmennamen aber bestehen.
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