ARZ Haan: Mühr muss Apotheken abgeben Alexander Müller, 06.01.2017 15:29 Uhr
Das Rechenzentrum ARZ Haan hat die Führung seiner Gesellschaften neu geordnet: Stefan Mühr verantwortet seit Jahresbeginn nicht mehr die Geschäfte der ARZ Service GmbH, also der Apothekenabrechnung. Zu den Hintergründen wird nichts verraten, die Personalie lässt aber Schlüsse über die zukünftige Aufstellung der ARZ Haan AG zu.
Mühr war seit Juli 2012 zum Geschäftsführer der ARZ Service bestellt worden, damals neben Ursula Socha-Kühn und Werner Marienfeld. Damit war der Generationswechsel in der Apothekenabrechnung eingeleitet worden.
Im April 2013 rückte dann Thomas Haubold zum weiteren Geschäftsführer der ARZ Service auf. Seit Jahresbeginn ist Haubold nun alleiniger Geschäftsführer. Mühr behält seinen Posten als Geschäftsführer des Rechenzentrums für Heilberufe (RZH). Nach Umsatz und Kunden ist das RZH zwar die größte Einheit im Unternehmen mit rund 330 Mitarbeitern, bislang hatte Mühr diese Aufgabe aber parallel mit übernommen.
Eine Sprecherin der ARZ Haan AG bestätigte die Personalie, offiziell ist von einer „internen Umstrukturierung“ die Rede. Die Geschäftsbereiche und Zuständigkeiten seien nunmehr klar getrennt, heißt es. Das RZH habe noch sehr viel Entwicklungspotential, so die Sprecherin. Tatsächlich ist zu erwarten, dass dieser Geschäftsbereich gegenüber der Apothekenabrechnung – dem ursprünglichen Kerngeschäft des ARZ – weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Für Mühr dürfte sich die Neugestaltung dennoch wie eine Degradierung anfühlen – gerade mit Blick auf die anstehende Neubesetzung des Vorstands. Der Vertrag des Vorsitzenden Siegfried Pahl läuft zum Jahresende aus. Zum Jahreswechsel wurde erstmals ein zweiter Vorstand berufen: Dr. Philipp Siebelt ist seit Januar Stellvertreter von Pahl beim ARZ Haan.
Da der Vorstand auch künftig mit einer Doppelspitze besetzt sein soll, galt Mühr als Kandidat, in der AG aufzurücken. Das ist mit der Umstrukturierung bei den Töchterfirmen allerdings unwahrscheinlicher geworden. Aus dem Unternehmen heißt es hierzu nur: „Der Vorstand wird vom Aufsichtsrat berufen.“
Und genau das könnte für Mühr zum Problem werden: Denn nach dem Ausstieg des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) beim ARZ Haan hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank im Kontrollgremium des Rechenzentrums als Teilhaber deutlich mehr Gewicht. Formal hat der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) noch eine „goldene Aktie“ Mehrheit, de facto dürften aber keine Entscheidungen ohne Zustimmung der Apobank getroffen werden. Und das Bankhaus hatte sich 2010 vom damaligen Vorstand Mühr nicht im Guten getrennt.