Patentabläufe

Ratiopharm spielt Rambo APOTHEKE ADHOC, 18.09.2012 11:40 Uhr aktualisiert am 18.09.2012 15:51 Uhr

Berlin - 

Ratiopharm/Teva legt derzeit eine härtere Gangart ein. Anfang August hat der Ulmer Generikakonzern zum Angriff auf Cerazette (Desogestrel) geblasen – gut fünf Monate vor Patentablauf. Jetzt gibt es von Ratiopharm und CT auch Rilutek (Riluzol) als Generikum, obwohl auch hier das Patent erst am 23. Oktober fällt.

 

Das Präparat wird im Original von Sanofi-Aventis vertrieben und ist zur Behandlung von Patienten mit amyotropher Lateralsklerose zugelassen. Das ist keine große Indikation: Die Prävalenz liegt bei weniger als 8 Fällen pro 100.000 Personen; laut Arzneiverordnungsreport wurde das Präparat 2010 31.000 Mal verordnet, die Ausgaben der Kassen lagen bei 17 Millionen Euro.

Das Original kostet in der 56er-Packung 532,35 Euro, die Generika aus Ulm 479,12 Euro. Außerdem haben Ratiopharm und CT eine 98er-Packung zu 796,53 Euro auf dem Markt.

Laut Sanofi gibt es keine Vereinbarung mit Ratiopharm/Teva; der Konzern behält sich rechtliche Schritte vor. Aus Ulm hieß es: „Das Patent wurde nach unserer Auffassung zu Unrecht erteilt. Wir haben daher entsprechende rechtliche Schritte eingeleitet.“

 

 

Die neue Härte des Ulmer Generikaherstellers hatte bereits bei Cerazette so manchen Mitbewerber verwundert, zumal der Mutterkonzern Teva sich selbst in den kommenden Jahren verstärkt als Originator profilieren will. Bei dem MS-Mittel Copaxone (Glatirameracetat) muss Teva selbst um seine Patentrechte kämpfen, andere Originale sind mit Cephalon zum Konzern gekommen.

Die anderen Generikahersteller werden vermutlich warten, bis die Rechtslage geklärt ist. Actavis, 1A/Hexal/Sandoz, Heumann, Mylan dura, Neuraxpharm und Stada haben bereits die Zulassung in der Tasche.

Am selben Tag wie die unverhoffte Konkurrenz aus Ulm hat der Originalhersteller übrigens sein eigenes Generikum auf den Markt gebracht: Riluzol Zentiva wird von der Sanofi-Tochter Winthrop vertrieben.