Ratiopharm heiratet Wick APOTHEKE ADHOC, 24.03.2011 14:54 Uhr
In den weltweiten OTC-Markt kommt Bewegung: Der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) fusioniert seine Selbstmedikations-Sparte (Wick, blend-a-med/blend-a-dent, Metamucil, Oral-b, Clearblue, Persona) mit dem israelischen Generikakonzern Teva. Laut Teva-Chef Shlomo Yanai hat das Joint Venture das Potenzial, den kompletten Markt neu zu gestalten.
Wie die beiden Konzerne soeben mitteilten, wird das Joint Venture für den Vertrieb in allen Regionen außer Nordamerika zuständig sein. Die beiden Konzerne schätzen das Volumen auf 1 Milliarde Euro und hoffen auf geografische Verbreitung. Außerdem sollen durch gemeinsame OTC-Switches von verschreibungspflichtigen Produkten neue Marken geschaffen werden.
In Deutschland dürften damit ab Herbst die OTC-Produkte von P&G sowie von Teva/AbZ/CT und Ratiopharm vom neu zu gründenden Gemeinschaftsunternehmen vertrieben werden. Details gibt es noch nicht. „Die weltweit führende Expertise von P&G in den Bereichen Markenaufbau und Markenführung wird uns helfen, die Marke Ratiopharm weiter zu entwickeln“, kommentierte der deutsche Teva-Chef Dr. Sven Dethlefs. „Auch das tiefe Konsumentenverständnis von P&G wird dazu beitragen, dass wir Patienten noch besser und zielgerichteter ansprechen können. So schaffen wir auch für die Apotheker als unsere Kunden einen weiteren Mehrwert. Es ist klar, dass Ratiopharm eine reine Apothekenmarke bleibt.“
Vor zwei Jahren hatte P&G bereits sein Arzneimittelgeschäft an das Pharmaunternehmen Warner Chilcott verkauft. Für 3,1 Milliarden Dollar gingen die Osteoporosemittel Actonel (Risedronat) und Ditronel (Etidronat), das Testosteron-Pflaster Intrinsa, das Darmmittel Asacol HD (Mesalamin) sowie das Urologikum Enablex (Darifenacin), das nur in den USA auf dem Markt ist, an den Käufer.
Stattdessen positionierte sich P&G danach im Bereich der Apothekenkosmetik. Als Vertriebspartner des britischen Pharmhändlers Alliance Boots begleitete der Konsumgüterkonzern die Markteinführung der Kosmetikprodukte „Boots Laboratories“ in Italien. Andererseits vertreibt in der Schweiz der Pharmahändler Galenica, an dem Alliance Boots ein Viertel der Anteile hält, exklusiv die Marken Gucci, Boss, Escada, die wiederum von P&G produziert und vertrieben werden.
Zu P&G gehören neben verschiedenen Waschmitteln sowie Duracell, Gilette, Pampers, Braun und Pringles die bekannten Kosmetikmarken Pantene, Olaz, Wella und Old spice. Im Geschäftsjahr 2009/10 erwirtschaftete P&G einen weltweiten Umsatz von 78,9 Milliarden US-Dollar und einen Nettogewinn von 12,7 Milliarden Dollar. Ein Fünftel des Geschäfts entfällt auf den Bereich Gesundheit & Wohlbefinden. In 80 Ländern beschäftigt der Konzern 127.000 Mitarbeiter.
Wie viel Umsatz P&G in Deutschland mit OTC-Arzneimitteln macht, verrät der Konzern nicht. Der deutsche Ableger tritt innerhalb der Firmengruppe formal als Kommissionär auf, der die Produkte für eine schweizerische Holding verkauft und dafür in Abhängigkeit vom Umsatz eine prozentuale Vergütung erhält. 2009 waren dies im Bereich der Gesundheitsprodukte 12,5 Millionen Euro.