Der zum Merckle-Imperium gehörende Generikahersteller Ratiopharm hat bei den vorläufigen Zuschlägen für die 44 Wirkstoffe der neuen AOK-Rabattverträge keinen Zuschlag erhalten. „Grundsätzlich war es unser Ziel, einen Teil der Zuschläge zu erhalten, aber nicht um jeden Preis“, teilte Ratiopharm-Geschäftsführer Oliver Windholz in einer Erklärung mit. Nun will der Hersteller, der wegen der Finanzprobleme von Eigentümer Adolf Merckle angeblich zum Verkauf steht, verstärkt mit anderen Kassen zusammenarbeiten.
Ratiopharm verfüge bereits über Sortimentsverträge zur Versorgung von mehr als 50 Millionen Versicherten. Neben neuen Rabattverträgen mit gesetzlichen sowie privaten Krankenkassen im kommenden Jahr bieten laut Windholz Kooperationsverträge mit Ärztenetzen und anderen Leistungserbringern Chancen, die Marktanteile in Deutschland auszubauen. Ratiopharm verfüge für diese Aufgaben über einen starken Außendienst und ein qualifiziertes Key-Account-Management.
Auf Umsatz und Ergebnis hätten die vorläufigen Zuschläge in der AOK-Wirkstoffausschreibung kaum Auswirkungen; nur 2 Prozent des Umsatzes seien betroffen. Mehr als 60 Prozent des Ratiopharm-Umsatzes mit der AOK blieben vorerst stabil: Die zu Beginn des Jahres abgeschlossenen Verträge über elf der 22 von der AOK bundesweit ausgeschriebenen Moleküle seien noch bis Ende 2009 gültig. Auch die Rabattverträge über das gesamte Sortiment mit zwölf Landes-AOKen blieben weiterhin in Kraft. Mehr als 55 Prozent würden ohnehin im Ausland erwirtschaftet.
Allerdings könnte die Frage nach einem angemessenen Verkaufspreis nun neu diskutiert werden. Beobachter fragen sich, ob die offensive Kommunikation zur gescheiterten Ausschreibung als Täuschungsmanöver des ansonsten eher zurückhaltenden Konzerns zu werten sein könnte: Möglicherweise steht ja doch nicht Ratiopharm, sondern ein anderes Unternehmen aus dem Hause Merckle zum Verkauf.
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