Ratiopharm-Chef: HIV-Selbsttest stärkt Prävention APOTHEKE ADHOC, 21.09.2018 13:36 Uhr
Der Bundesrat hat heute dem Verkauf von HIV-Selbsttests zugestimmt. Ein Anbieter in Apotheken ist Ratiopharm. Der Ulmer Generikahersteller vertreibt den „Autotest VIH“ exklusiv an Apotheken. Deutschlandchef Christoph Stoller sieht mit der Einführung des Tests die Prävention gestärkt. Die Deutsche Aids-Hilfe empfiehlt zwei weitere Heimtests.
Ratiopharm bietet „Autotest VIH“ ab Oktober an. Mit der Einführung des Selbsttests werde die öffentliche Gesundheitskompetenz gefördert, so Stoller. Der Test stammt vom französischen Hersteller AAZ und wird bereits in mehreren europäische Ländern verkauft. „Wir können für ihn eine solide Datenlage aus wissenschaftlichen Studien vorweisen“, so Stoller.
Ein weiterer Anbieter ist der französische Hersteller Biosynex aus Straßburg. Dessen Produkt Exacto wurde im April in der EU zugelassen und wird exklusiv über die Firma Ecoaction in Deutschland und Österreich angeboten. Den Apothekenvertrieb hat OTC Siebenhandl übernommen. Zudem liegen die Medizinprodukte auch bei anderen Organisationen wie Drogenhilfen, ProFamilia oder Erotikhändlern im Regal. Die Deutsche Aids-Hilfe empfiehlt zudem den Insti-Test eines kanadischen Herstellers.
Der Bundesrat entschied am Vormittag über eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung. Bislang dürfen die Heimtests in Deutschland nur an Ärzte, medizinische Laboratorien und bestimmte weitere Einrichtungen, Behörden und Unternehmen abgegeben werden. Kunden mussten die Medizinprodukte bislang über das Ausland bestellen.
Die Deutsche Aids-Hilfe freut sich über die Entscheidung: „Das senkt die Hemmschwelle und macht es vielen Menschen leichter, einen HIV-Test zu machen“, sagte Michael Tappe von der Deutschen AIDS-Hilfe. Je früher Menschen wüssten, dass sie infiziert sind, desto besser. „Sie können dann sofort mit einer HIV-Therapie beginnen und weitere Ansteckungen können vermieden werden.
Auch die Ärzte begrüßen die Entscheidung: „HIV-Heimtests können dazu beitragen, die Dunkelziffer an nicht erkannten Infektionen zu verringern“, sagte Robin Rüsenberg, Geschäftsführer der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä). Bei Auffälligkeiten müsse jedoch schnellstmöglich ein ambulanter HIV/STI-Schwerpunkt einbezogen werden.
Zurzeit leben in Deutschland nach Schätzungen des Robert-Koch Instituts rund 12.700 Menschen unwissentlich mit HIV. Von den 3700 Diagnosen in 2016 erfolgten laut Aids-Hilfe 1100 erst, als bereits eine Aids-Erkrankung oder ein schwerer Immundefekt aufgetreten war. Das sei viel zu spät.