Generikahersteller

Ratiopharm bekommt OTC-Chefin

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Berlin -

Bei Ratiopharm gibt es nach den teilweise einschneidenden Restrukturierungen der vergangenen Monate mehrere Veränderungen im Management. So wurden in Ulm neue Verantwortliche für das OTC- und für das Generikageschäft sowie ein neuer Finanzchef ernannt.

Lisa Weitner übernimmt die Verantwortung für das OTC-Geschäft in Deutschland und Österreich, der bisherige Finanzchef Andreas Burkhardt ist künftig für die Generikasparte zuständig. Das Specialty-Geschäft mit Präparaten wie Copaxone betreut weiterhin Sascha Glanemann. Alle drei berichten an Deutschlandchef Christoph Stoller. Thomas Schlenker wird ab 1. August die Position des Geschäftsführers Finanzen dauerhaft übernehmen; er ist seit 2014 im Konzern und seit einigen Wochen Interim-CFO.

Weitner ist seit 18 Jahren bei Ratiopharm, über die Planungsabteilung kam sie ins Produktmanagement, wo sie sukzessive mehr Verantwortung erhielt. Seit Anfang 2017 war sie für das gesamte OTC-Marketing verantwortlich, ein Nachfolger für diesen Posten wird noch gesucht. Weitner ist – wie Patricia Alison Hartley, OTC-Deutschlandchefin von Sanofi – gebürtige Britin hatte an der University of Bath Internationales Management und Deutsch studiert.

„Die Marke Ratiopharm hat nicht nur einen sehr hohen Stellenwert bei den Patientinnen und Patienten, also den Apothekenkunden, sondern auch beim Apothekenpersonal“, sagt Weitner. „Gerade für Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA möchten wir mit verschiedenen Tools und Services weiterhin ein professioneller Partner sein und sie in ihrer täglicher Arbeit unterstützen. Wir haben ein gemeinsames Ziel, denn zufriedene Ratiopharm-Kunden sind auch zufriedene Apothekenkunden.“

Ratiopharm ist laut Insight Health mit Umsätzen von rund 415 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) die Nummer 3 unter den deutschen OTC-Herstellern, hinter Bayer und GlaxoSmithKline (GSK). Das Sortiment ist breit aufgestellt, rund ein Fünftel der Umsätze entfällt auf Nasenspray Ratiopharm beziehungsweise NasenDuo. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern seine Billiglinie AbZ auch im OTC-Bereich neu positioniert; hier sind PTA die wichtigste Zielgruppe.

Für das OTC-Geschäft war bislang Andrej Salát zuständig, der gebürtige Slowake übernimmt jetzt die Verantwortung für das weltweite OTC-Geschäft mit Ausnahme von Nordamerika. Er berichtet an Europachef Richard Daniell und Gianfranco Nazzi, im Teva-Vorstand für den Bereich International Markets Commercial zuständig.

Seine Abteilung ist nach dem Ende des Joint Ventures mit Procter & Gamble seit Juli im schweizerischen Rapperswil-Jona angesiedelt. Hier baut Teva ein schlankes globales Team auf, um das OTC-Geschäft in Europa und den internationalen Märkten zu leiten und zu koordinieren. Am Standort am Zürichsee sind bereits seit 2013 verschiedene administrative Funktionen wie Finanzen und das Management der Lieferketten untergebracht.

Für das deutsche Generikageschäft war bislang Dagmar Siebert verantwortlich. Sie wird sich künftig um strategische Fragen kümmern, das operative Geschäft hat sie an Burkhardt abgeben. Der Betriebswirt kam 2006 als stellvertretender Leiter im Beteiligungscontrolling zu Ratiopharm. Nachdem er 2010 nach der Übernahme durch Teva die Integration auf der Finanzseite begleitet hatte, übernahm er 2011 die Leitung im Controlling – erst in Deutschland, dann auf europäischer Ebene. Seit 2014 gehörte er als Finanzchef zur deutschen Geschäftsführung, vorübergehend war er auch für den Bereich Personal verantwortlich.

„In Deutschland ist Teva mit seinem breiten Arzneimittelsortiment und mit Ratiopharm, der bekanntesten Arzneimittelmarke im Portfolio, eine tragende Säule in der Versorgung“, so Burkhardt. „Täglich ist jede achte Verordnung ein Medikament aus dem Hause Teva. Wir sind uns der Verantwortung und dem gesellschaftlichen Auftrag bewusst, gemeinsam mit der Politik und allen Beteiligten im Gesundheitswesen die hohen Standards der Arzneimittelversorgung in Deutschland auch in Zukunft zu bewahren.“

Siebert war bereits Anfang der 2000er Jahre in Ulm unter dem heutigen Stada-CEO Dr. Claudio Albrecht für den Vertrieb zuständig, hatte den Konzern aber 2006 verlassen. 2007 holte Dr. Sven Dethlefs – heute Teva-Vorstand Global Marketing & Portfolio, die erfahrene Pharmamanagerin zum israelischen Generikakonzern; nach der Übernahme von Ratiopharm war Siebert zurück bei ihrem alten Arbeitgeber.

Die Restrukturierungen in Deutschland sind inzwischen weit fortgeschritten. Ende Juni wurde das Büro in Berlin geschlossen; seit Anfang Juli arbeitet die Marketing- und Vertriebseinheit der Specialty-Sparte in Ulm. Nur der Bereich Market Access von Matthias Diessel ist nach wie vor in der Hauptstadt angesiedelt.

Deutschland als starker Markt kam vergleichsweise glimpflich davon. An den Standorten Ulm, Blaubeuren/Weiler und Berlin wurden 270 Jobs abgebaut, das ist jede zehnte Stelle. Zum Vergleich: Weltweit waren im Zuge der Schließung von Standorten und der Zusammenlegung von Geschäftsbereichen 14.000 Stellenstreichungen vorgesehen; ein Viertel aller Mitarbeiter musste seinen Hut nehmen.

In den USA wurden zuletzt die bislang sieben Standorte des Konzerns in einem neuen Hauptquartier in Parsippany-Troy Hills, New Jersey, gebündelt. Der Umzug ist Teil des großen Umstrukturierungsprogramms, das Konzernchef Kåre Schultz dem hoch verschuldeten Generikagiganten verordnet hat.

Seit der Actavis-Übernahme vor zwei Jahren lastet ein Schuldenberg von 35 Milliarden US-Dollar auf dem weltgrößten Generikahersteller. Ende vergangenen Jahres verkündete Schultz, innerhalb von zwei Jahren mittels massiver Einschnitte 3 Milliarden Dollar einsparen zu wollen. Bisher sieht er Teva auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen, Analysten waren von den ersten Quartalszahlen 2018 positiv überrascht.

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