Das Online-Geschäft mit Arzneimitteln spielt sich überwiegend im OTC-Markt ab. Das gilt vor allem für deutsche Versandapotheken, die sich auch nach dem EuGH-Urteil an die Preisbindung halten müssen. Bei ausländischen Versendern sieht es wegen der Rx-Boni etwas anders aus. An die durchschnittliche Verteilung einer Vor-Ort-Apotheke von 80:20 zugunsten verschreibungspflichtiger Arzneimittel kommen aber auch die großen „Holland-Versender“ nicht heran. Wer im OTC-Geschäft die Nase vorn hat, hat die Marketing-Agentur Dr. Kaske aus München aus verschiedenen Quellen zusammengestellt.
Dr. Kaske hat ein Ranking der Top 10 Versandapotheken nach OTC-Umsatz erstellt. Der ausgewiesene Marktanteil bezieht sich auf das reine Online-Geschäft, Katalogbestellungen oder ähnliches sind demnach ausgenommen. Welchen Einfluss diese Einschränkung auf das Ergebnis hat, ist der Statistik nicht zu entnehmen. Für die Auswertung wurden unter anderem Zahlen der Marktforschungsunternehmen QuintilesIMS und GfK aufgearbeitet.
Im Ranking liegt die Shop-Apotheke mit 14,1 Prozent des Marktes beim OTC-Umsatz klar an der Spitze. Die niederländische Versandapotheke konzentriert sich traditionell auf das Geschäft mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Seit Ende 2016 ist die Shop-Apotheke an der Börse. Die Alteigentümer hatten damit einen dreistelligen Millionenbetrag in die Kasse geholt und dafür rund die Hälfte ihrer Anteile abgegeben. Das Unternehmen war 2002 aus der Kölner Fortuna Apotheke heraus gegründet und 2009 an die Europa Apotheek Venlo (EAV) verkauft worden.
Nach der Abspaltung gehören bei der Shop-Apotheke neben den Firmengründern Michael Köhler (EAV) sowie Stephan Weber und Marc Fischer (Shop-Apotheke) die verantwortliche Apothekerin Theresa Holler und Finanzchef Dr. Ulrich Wandel zum Vorstand und Gesellschafterkreis. EAV-Mitgründer Dr. Robert Hess ist nach Köhler der zweitgrößte Anteilseigner.
DocMorris kommt im Kaske-Ranking mit 11,3 Prozent Marktanteil nur auf Platz 2. Die Tochter von Zur Rose hatte in der Vergangenheit mit Rx-Boni vor allem das Rezeptgeschäft befeuert. Der Anteil liegt in der Nähe einer deutschen Vor-Ort-Apotheke. Nach Unternehmensangaben wuchs der OTC-Umsatz allerdings 2016 um 50 Prozent.
Dicht hinter DocMorris liegt demnach Medikamente-per-Klick mit einem Marktanteil von 11 Prozent. Die Versandapotheke gehört zur Luitpold-Apotheke von Karl-Heinz Ilius im oberfränkischen Bad Steben. Zum Jahreswechsel 2015/2016 wurde Konkurrent Mediherz aus dem unterfränkischen Schweinfurt übernommen. Mit dem Ex-Großhändler Kapferer, der heute zur Noweda gehört, streitet Ilius derzeit noch um vermeintlich falsch verbuchte Retouren.
Im Kaske-Ranking auf Platz 4 folgt Medpex. Inhaberin Christiane Bülow-Bichler betreibt in Ludwigshafen die Stifts-Apotheke. Der Marktanteil liegt der Aufstellung zufolge bei 9,3 Prozent. Mit einigem Abstand folgt mit 7,3 Prozent Marktanteil Apotal. Dahinter steht die Bad Apotheke von Heinz-Peter Fichter Bad Rothenfelde.
Wieder mit etwas Abstand folgt auf Platz 6 Apo-Rot. Die Hamburger Versandapotheke mit einem OTC-Marktanteil von 4,5 Prozent gehört zur Apotheke am Rothenbaum von Birgit Dumke. Zusätzlich gibt es ein gleichnamiges Kooperationskonzept mit Vor-Ort-Apotheken.
Ein Abholkonzept hatte auch Sanicare vor gut einem Jahr schon an den Start gebracht. Die Versandapotheke aus Bad Laer beschäftigte zuletzt aber auch ein Streit um die Gesellschafterstruktur. Und als „größte Versandapotheke in Deutschland“ darf sich Sanicare jedenfalls nicht mehr bezeichnen. Im Kaske-Ranking reicht es mit einem Marktanteil von 3,8 Prozent im Online-OTC-Geschäft noch zu Platz 7.
Auf den letzten drei Plätzen der Top 10 liegen Volksversand (3,7 Prozent), Apo-Discounter (2,8 Prozent) und Mycare (2,4 Prozent). Apo-Discounter könnte unlängst etwas zugelegt haben: Die Versandapotheke von Kerstin Fritsch (Apotheke im Paunsdorf Center, Leipzig) hat Ende März das Versandgeschäft von Medipolis übernommen.
Die Kaske-Zahlen decken sich mit den veröffentlichten Zahlen der großen Versandapotheken: 2016 kam die Shop-Apotheke nach eigenen Angaben in Deutschland auf OTC-Umsätze von 140 Millionen Euro. Bei DocMorris wuchs der OTC-Umsatz im vergangenen Jahr um 50 Prozent auf 105 Millionen Euro.
Laut QuintilesIMS summierte sich der Umsatz der Versandapotheken mit OTC-Medikamenten, frei verkäuflichen Gesundheitsprodukten. Kosmetik sowie Körperpflegeprodukten auf 1,6 Milliarden Euro, das waren 17 Prozent mehr als im Vorjahr. 148,3 Millionen Packungen wurden verschickt, 14 Prozent mehr als 2015. Besonders stark wuchs die Nachfrage nach Medizinprodukten und Hilfsmitteln. Deren Bedeutung ist zwar noch gering; mit einem Wachstum von 24 Prozent nach
Menge und sogar 30 Prozent nach Wert gewann diese Produktsparte jedoch an Bedeutung.
93 Prozent von rund 113 Millionen versendeten Arzneimittelpackungen entfielen auf OTC-Produkte und nur 7 Prozent auf rezeptpflichtige Medikamente. Auf den Umsatz bezogen stellten sich die Anteile etwas anders dar: 77 Prozent des Umsatzes von insgesamt zwei Milliarden Euro (Apothekenverkaufspreise (AvP), ohne Abzug jeglicher Rabatte) fielen auf rezeptfreie Arzneimittel oder freiverkäufliche Gesundheitsprodukte, die verbleibenden 23 Prozent auf rezeptpflichtige Präparate.
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