Rabattverträge

Da gibt’s bald nur noch Ratiopharm

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Berlin -

Fast in jedem Monat lösen bei irgendeiner Krankenkasse neue Rabattverträge die alten Vereinbarungen ab. Für die Apotheker bedeutet das, dass Patienten gegebenenfalls umgestellt werden müssen, das gilt besonders für Exklusivverträge. Im Mehrpartnermodell geht es für die Hersteller darum, einen Platz im Generalalphabet zu erobern – idealerweise mit mehreren Rabattverträgen. Ratiopharm empfiehlt sich aktuell als eine Art Universalpartner der Apotheker für einige Schnelldreher.

Im Juni traten die mittlerweile 14. Tranche der AOK sowie neue Verträge der DAK-Gesundheit in Kraft, bereits im April gab es einen Wechsel bei der Techniker Krankenkasse (TK). Ratiopharm hat überall den Zuschlag für Simvastatin bekommen. Der Cholesterinsenker war nach Zahlen des Marktforschungsinstitut IMS Health im vergangenen Jahr unter den meist abgegebenen Arzneimittel: 12,6 Millionen Packungen entsprechen Rang 6.

Ratiopharm hat den Zuschlag bei der AOK in allen acht Losgebieten bekommen. Auch bei der DAK und der TK ist die Teva-Tochter zum Zug gekommen. Das Problem: Die Zuschläge sind nicht exklusiv; seit es vor einigen Jahren Ausfälle bei Metformin und Metoprolol gegeben hatte, schreibt die AOK einige Schnelldreher im Mehrpartnermodell aus. Konkurrent Basics ist ebenfalls Simvastatin-Partner bei allen drei Kassen, Hexal immerhin bei der TK und DAK. Bei der AOK hat sich Mylan den dritten Zuschlag für Simvastatin geschnappt.

Grund genug für Ratiopharm, bei den Apotheken für die eigenen Abschlüsse zu werben: Per Fax wurden diese Anfang der Woche über die Simvastatin-Verträge informiert: „Mit unserer breiten Abdeckung bei den verschiedenen Krankenkassen können Sie daher ab sofort 70 Prozent der eingehenden Rezepte bedienen“, heißt es. Die Ulmer wissen, dass die Apotheker von den Kassen ohnehin genötigt werden, einen Wirkstoff von fünf und mehr Herstellern an Lager zu haben.

Auch bei Omeprazol hat Ratiopharm nach eigenen Angaben bundesweit eine Abdeckung von 70 Prozent – Mitbewerber in Mehrfachverträgen wiederum nicht mitgerechnet. Bei Risperdon und Lisinopril gibt es einem Sprecher zufolge ebenfalls rund 50 Prozent Rabattvertragsabdeckung.

Während die Generikahersteller lange gegen die Ausschreibungen der Kassen gekämpft haben, war Ratiopharm zuletzt öffentlich umgeschwenkt: „Mit ihrem Engagement im Rabattvertragsmarkt bekennt sich Teva zu der Verantwortung, zur Grundversorgung mit qualitativ hochwertigen, gleichzeitig aber preislich günstigen Arzneimitteln beizutragen“, hieß es unlängst aus Ulm.

Nach eigenen Berechnungen kommt Ratiopharm auf insgesamt 883 Wirkstoffe unter Rabattvertrag.„Das mittlerweile erreichte Preisniveau liegt unbemerkt von der Öffentlichkeit weit unter allen großen EU-Ländern und bedeutet vielfach, dass der Hersteller weniger einnimmt als die Transportkosten zur Apotheke ausmachen“, kritisiert Teva-Deutschlandschef Dr. Markus Leyck Dieken trotzdem. Aus seiner Sicht sollten neben dem Preis weitere Kriterien wie Qualität, Nachhaltigkeit und soziale Aspekte der Produktionsbedingungen bei der Vergabe einbezogen werden.

Zu Verzögerungen im Produktionsprozess kann es Teva zufolge kommen, wenn die Qualität der gelieferten Rohstoffe nicht den eigenen Ansprüchen genügt. Da es als Folge der Rabattverträge für einzelne Generika immer weniger Anbieter auf dem Markt gebe, könne der Produktionsausfall eines einzigen Herstellers im schlimmsten Fall zu Engpässen für ein Arzneimittel führen. Teva beansprucht für sich, bezogen auf das Gesamtportfolio, eine Lieferfähigkeit von 99 Prozent.

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