Versandapotheken

Rabattchaos bei Europa Apotheek APOTHEKE ADHOC, 25.02.2012 10:43 Uhr

Berlin - 

Bei der Europa Apotheek Venlo („Apo im dm“) können Kunden Rx-Medikamente derzeit offenbar nicht mehr online bestellen. Vor allem aber werden die Rx-Boni aktuell nicht beworben – die Mitarbeiter des Call Centers hüllen sich in Schweigen. Wie die WirtschaftsWoche in ihrer Ausgabe am Montag berichten wird, prüft die zum US-Konzern Medco gehörende Versandapotheke derzeit, ob sie künftig überhaupt noch Rabatte auf Rezept gewähren kann.

 

Grund ist dem Bericht zufolge ein Rechtsstreit mit dem Bayerischen Apothekerverband (BAV). Der hatte bereits vor Jahren gegen die Rx-Boni der Europa Apotheek geklagt. Obwohl die Apotheker im Juli 2009 Recht bekamen, lockte man in Venlo weiter mit Rabatten. „Offenbar waren die bisher verhängten Ordnungsgelder zu niedrig, um das Urteil durchzusetzen“, zitiert die WirtschaftsWoche BAV-Geschäftsführer Dr. Stefan Weber.

Auf Antrag des BAV hat das Oberlandesgericht München (OLG) jetzt ein Ordnungsgeld von 400.000 Euro festgesetzt. Seit dem Richterspruch Mitte Februar rätselt man bei der Europa Apotheek, wie es weiter geht: „Wir prüfen gerade juristisch alle Optionen und wollen weiter dafür kämpfen, unseren Kunden den Bonus anbieten zu können“, so Firmenchef Klaus Gritschneder gegenüber der WirtschaftsWoche.

Bereits vor zwei Jahren hatte das OLG festgestellt, dass sich auch ausländische Versandapotheken an die deutsche Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) halten müssen. Zu dieser Einschätzung ist jetzt bekanntlich auch die Bundesregierung gekommen. Zu den Plänen, dies mit der AMG-Novelle gesetzlich festzuschreiben, sagte Gritschneder – sonst auch als Vorstand des Branchenverbands EAMSP eher schweigsam – gegenüber der WirtschaftsWoche: „Ob das so mit dem Europarecht vereinbar ist, sei dahingestellt.“