Nach drei Jahren Vorbereitungszeit hat Bionorica mit dem Bau eines neuen Werks in Russland begonnen. Rund 500 Kilometer südlich von Moskau entsteht nahe der Millionenstadt Woronesch in Zentralrussland eine neue Produktionsstätte, die sich der Phytohersteller rund 40 Millionen Euro kosten lässt.
Auf einem zwölf Hektar großen Gelände im „Industriepark Malowskij“ entstehen in den kommenden drei Jahren vorerst drei Gebäude; genügend Raum für Erweiterungsmöglichkeiten sei aber gegeben, teilte Bionorica mit. Vorgesehen sind neben einer Verpackungsanlage für feste und flüssige Arzneimittelformen ein Warenlager, ein Labor sowie die Verwaltung, die die Bereiche Einkauf, Planung und Leitung beinhaltet.
Der Produktionsstart ist für 2021 geplant, rund 100 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Sechs Verpackungslinien sollen künftig im Drei-Schicht-Betrieb laufen. 2026 sollen 44 Millionen Packungen vom Band gehen und 7,7 Millionen Flaschen befüllt werden. Außerdem soll das Werk als Lohnhersteller für andere Firmen arbeiten.
Bionorica ist seit 1997 in Russland präsent. Firmenchef Professor Michael Popp spricht von einer „tiefen Freundschaft“ mit den Menschen vor Ort. Die wurde allerdings zuletzt auf eine harte Probe gestellt, denn seit der Krim-Krise ist das Land von Inflation geprägt und sinkender Nachfrage.
Russland ist der wichtigste Exportmarkt für Bionorica, fast ein Drittel steuert das Land zum Gesamtumsatz bei. 2012 lagen die Erlöse sogar über denen in Deutschland. Der Verfall des Rubels hat das Wachstum aber gebremst, ohne Währungseffekte wäre der Gesamtumsatz nach Unternehmensangaben seit 2013 von 235 Millionen Euro auf 304 Millionen Euro gewachsen. So waren es zuletzt 254 Millionen Euro.
Als Familienunternehmer kann Popp Krisen allerdings besser überstehen als so mancher börsennotierter Konzern. Schon Ende der 1990er Jahre sei die Situation im Land alles andere als einfach gewesen, sagt er. Trotzdem habe man sich entschieden, eine Niederlassung in Moskau zu eröffnen. Die Investition sei ein Zeichen der Treue zum Land und des großen Vertrauens in eine prosperierende Zukunft.
Mit dem neuen Werk will Bionorica von Zoll- und Transportkostenvorteilen profitieren. Seit 2010 führt der Hersteller die Umsatzliste der in Russland tätigen Phytophersteller an. 2016 hatte das Unternehmen mit Sinupret, Canephron, Mastodynon und Tonsilgon vier Marktführer vor Ort. Der Marktanteil gemessen am Apothekenabverkauf nach Absatz in Packungen liegt laut Firmenangaben bei mehr als 8 Prozent.
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