Vibrations- vs. XS-Inhalator Nadine Tröbitscher, 27.09.2017 09:08 Uhr
Mit feinem Nebel und Vibration gegen Nasennebenhöhlenentzündung: Der Pari Sinus ist mit seinen zehn Jahren keine Neuheit unter den Inhalatoren, rückt aber dennoch wieder mehr in den Fokus. Der Hersteller, dessen Produkt als Synonym für elektrische Vernebler gilt, setzt auf ein Partnerprogramm. Unterdessen fährt Wepa mit einer Innovation auf – dem kleinsten Kompressorinhalator der Welt.
Die Erkältungszeit steht vor der Tür. Die oberen Atemwege sind die Eintrittspforte für Erkältungsviren. Daher geht einer Sinusitis meist eine Rhinosinusitis voraus – beginnt also auf den Schleimhäuten der Nase. Ist die Entzündung in den Hohlräumen des Schädels, den Nasennebenhöhlen, angelangt, klagen die Betroffenen nicht nur über eine verstopfte Nase, sondern auch über einen Druckschmerz am Kopf. Der Grund: Die Durchgänge zwischen den Nasennebenhöhlen und der Nase, die sogenannten Ostien sind verschlossen. Die „Klimaanlagen“ unseres Körpers erkranken – entweder akut oder chronisch. Das Therapieziel sollte demnach Abschwellen, Belüften und Sekretabfluss lauten. Nicht zuletzt um einen Etagenwechsel auf die Bronchien zu vermeiden.
Pari will mit dem Pari Sinus das Therapieziel erfüllen und setzt auf ein pulsierendes Aerosol, das im Kompressor in Vibration versetzt wird. Diese ist in der Nase deutlich spürbar, jedoch nicht schmerzhaft oder invasiv. Die Inhalation sei schonend und gewährleiste eine Befeuchtung der Schleimhäute, so Dr. Heribert Mentzel aus der Abteilung Medical Affairs von Pari. Die Nasennebenhöhlen sind der Ort, wo Aerosol und Wirkstoff benötigt werden. Eine Teilchengröße des Nebels von etwa drei Mikrometer soll dies gewährleisten. Der Inhalator biete laut Mentzel einen weiteren entscheidenden Vorteil im Vergleich zur herkömmlichen Inhalation: Das Aerosol verteile sich zudem in der Kieferhöhle, die wie ein Blindsack verschlossen ist und beim Ein- und Ausatmen nicht durchströmt wird.
Ein Inhalationsgerät könne für eine Deposition von etwa 12,5 Prozent Aerosol in den Nebenhöhlen und etwa 22 Prozent in der Nase sorgen. Im Vergleich: Ein Nasenspray liegt bei etwa 0,45 Prozent in den Nebenhöhlen und etwa 97 Prozent in der Nase. Der Pari Sinus ist für die Anwendung ab sechs Jahren geeignet und kann mit dem entsprechenden Zubehör auch für die unteren Atemwege benutzt werden.
Ist die Nase verstopft, sollte vor der Inhalation eine Nasenspülung erfolgen oder ein abschwellendes Nasenspray verwendet werden, so Mentzel. Ein geschlossenes Gaumensegel ist für die Vibration unerlässlich. Patienten sollten dazu die Silbe „-ing“ sprechen, denn nur so gelangt das Aerosol auch in die Nebenhöhlen. Das Zubehörset verfügt über zwei Schläuche: einen für die Luft und den anderen für die Vibration. Dazu wird der Vernebler senkrecht an ein Nasenloch gehalten und das andere mit einem Silikonstöpsel, das ein kleines Loch für den Druckausgleich besitzt, verschlossen. Die Vibration ist für den Verwender nicht nur am Nasenflügel spürbar, sondern auch sichtbar. Verwendet werden können beispielsweise isotonische Kochsalzlösung oder auch eine leicht hypertone Salzlösung von 3 oder 6 Prozent, die durch physikalische Wirkung die Drainage wiederherstellt.
In der Praxis handelt es sich beim Pari Sinus um eine Hilfsmittel, das von den Krankenkassen erstattet werden kann. Die Kostenübernahme kann erfolgen, wenn der Inhalator namentlich mit der dazugehörigen Hilfsmittelnummer 1424020 verordnet ist und eine produktbezogene Begründung aufgebracht ist. Geeignet ist beispielsweise der Satz: „Patient benötigt pulsierendes Aerosol zur Deposition in den Nebenhöhlen.“ Bei einigen Kassen sind ein Kostenvoranschlag und ein Beitritt zum Versorgungsvertrag nötig.
Bei Barmer, TK, HEK und HKK ist bis zu einem Preis von 250 Euro keine Genehmigung für einen Inhalator für die oberen Atemwege nötig. Der Einkaufspreis des Pari Sinus beträgt etwa 210 Euro. Apotheken können einem eigenen Partnerprogramm beitreten; wer Pari Compact Partner ist, ist nicht automatisch auch für den Sinus im Partnerprogramm. Apotheken erhalten eine Einweisungspauschale von 20 Euro für die einmalige, fachkundige und dokumentierte Geräteeinweisung, die vom Kunden unterschrieben werden muss. Diese wird dann zu Pari geschickt. Die Vergütung erfolgt einmal im Quartal. Beitreten kann jeder, der eine Qualifizierung zur Therapie mit pulsierenden Aerosolen absolviert hat und sich alle zwei Jahre weiterbildet.
Wepa liefert ab Oktober den kleinsten Kompressorinhalator der Welt. Der Aponorm Nano Inhalator ist „ultraklein, leicht und kabellos“. Bei einem Gewicht von 200 g ist das Gerät für zu Hause und unterwegs geeignet. Der Nano kann sowohl für die oberen als auch für die unteren Atemwege angewendet werden und vernebelt in einer Partikelgröße von 2,9 µm MMAD (mass median aerodynamic diameter). Das Gerät ist kabellos und verfügt über einen integrierten Akku mit einer Laufzeit von etwa 90 Minuten – entsprechend etwa neun Inhalationen. Aufgeladen wird dann per Mini-USB. Wepa hat für den Inhalator die Hilfsmittelnummer 142401 beantragt.
Es gibt unterschiedliche Arten von elektrischen Verneblern. Ultraschallvernebler wandeln elektrische Schwingen in mechanische um und erzeugen dadurch einen feinen Wassernebel. Das Vernebeln der Flüssigkeit erzeugt eine Teilchengröße, die selbst bis in die tiefen Bronchien gelangt. Die Therapie kann zum Beispiel Salzzusätze enthalten. Nicht geeignet ist der Zusatz von Kortikoiden.
Druckluft- oder Kompressorvernebler stellen eine große Gruppe der Inhalatoren dar. Die vom Kompressor erzeugte Druckluft erzeugt einen Unterdruck. Die dadurch angesaugte Flüssigkeit wird durch den Aufprall an eine sogenannte Prallplatte zu einem feinen Nebel. Patienten können das entstandene Aerosol mittels Mundstück oder Maske inhalieren.