Diplom-Psychologin Eva Zimmer ist in Deutschland bekannt geworden als Leiterin des Dr. Sommer-Teams der Bravo, wo sie Teenies rund um das Thema „Sex” beraten hat. Inzwischen betreut sie einen viel größeren Kundenkreis rund um das Thema Gesundheit: Sie arbeitet für das Gesundheitstelefon der Apothekenkooperation Linda. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC erklären Zimmer und Linda-Sprecherin Vanessa Bandke, worin sich Teenager und Apothekenkunden unterscheiden und warum die Aktion ein Alleinstellungsmerkmal ist.
ADHOC: Wie kommt man auf die Idee, vom Dr. Sommer-Team zu einer Apothekenkooperation als Telefonberaterin zu wechseln?
ZIMMER: Ich hatte die Idee einer Sprechstunde in Verbindung mit einer Apotheke schon länger. In München habe ich auch einige Zeit in zwei Apotheken vor Ort einmal die Woche für drei Stunden Kunden mit ihren Problemen angehört und beraten. Dafür stand mir in den Apotheken jeweils ein separater Raum zur Verfügung. Das kam bei den Apothekenkunden sehr gut an und ich wollte das ausbauen. Ich bin dann mit Linda zusammengekommen und mache die Telefonberatung jetzt seit acht Jahren.
BANDKE: Wir haben mit dem Launch unseres Kundenmagazins 2011 auch diese Telefonberatung eingeführt und entsprechend in den Apotheken und im Magazin beworben. Das erste Thema war „Winterblues”. Die Idee, eine Gesundheitssprechstunde mit einer bekannten Diplom Psychologin zu besetzen, fand sofort breite Zustimmung im Gremium und auch innerhalb der gesamten Mitgliedschaft.
ADHOC: Wie oft haben denn Apothekenkunden die Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen?
ZIMMER: Unser Gesundheitstelefon findet alle zwei Wochen immer mittwochs von 15 bis 19 Uhr statt. Ich nehme mir dabei ausreichend Zeit, im Schnitt spreche ich mit den Anrufern zwischen 15 und 30 Minuten. Die Gespräche finden in der Mittagszeit zwischen 12 und 15 Uhr statt.
BANDKE: Im Rahmen der sechs Beratungskampagnen, die den Linda-Apotheken pro Jahr für den POS zur Verfügung gestellt wird, ist das Gesundheitstelefon auf das Kampagnenthema ausgerichtet. Dann ist die Nachfrage noch größer und die Beratungszeit wird dann bis 19 Uhr ausgedehnt.
ADHOC: Welche Klientel ruft an?
ZIMMER: Das ist tatsächlich bunt gemischt, von jung bis alt. Allerdings rufen mehr Frauen als Männer an. Es kommen ja auch insgesamt mehr Frauen als Männer in die Apotheken. Außerdem sind Frauen bei gesundheitlichen Problemen kommunikationsfreudiger als Männer, aber die rufen auch an.
ADHOC: Als Beraterin im Dr.Sommer-Team der Bravo war das Thema klar, es drehte sich bei den Teenies alles rund um Sex. Das dürfte sich geändert haben, ist Ihnen die Umstellung schwer gefallen?
ZIMMER: Nein, überhaupt nicht, ich bin ja selber älter geworden und bin themenmäßig mit meinem Alter mitgewachsen. Es kommen dann irgendwann ganz einfach viel mehr Themen dazu. Und der Kundschaft geht es übrigens auch so. Gelegentlich sind Anrufer dabei, die mir sagen, dass sich mich schon als Teenies bei Dr. Sommer angeschrieben hatten.
ADHOC: Was bewegt die Menschen, die sich um einen Gesprächstermin mit Ihnen bemühen?
ZIMMER: Hauptthemen sind Ängste und Einsamkeit und letzteres nimmt zu. Sorgen, die die Menschen umtreiben, sind neben der konkreten Angst vor einer Erkrankung oder Operation tatsächlich ihre Ängste vor der Zukunft, Existenzängste, Depressionen. Einsamkeit als krankmachender Faktor ist nicht zu unterschätzen. Menschen, die deswegen bei mir anrufen, haben niemanden, mit dem sie darüber reden können. Bei älteren Anrufern kommt hinzu, dass sie wenig bis gar nicht im Internet unterwegs sind, die haben ein Telefon und das ist der Draht zur Außenwelt. Oft sind sie dankbar, wenn sie über meine Beratung hinaus zum Beispiel noch die Telefonnummer einer Beratungstelle bekommen oder von Menschen, die ihnen weiterhelfen können. Gerade Ältere wissen von solchen Hilfen nichts.
BANDKE: Als Dauerbrenner haben sich mit den Jahren die Themen Depressionen, Stress und Burnout, Mobbing, Gelassenheit im Alter und die guten Vorsätze für das neue Jahr herausgestellt.
ADHOC: Wie weit geht Ihre Beratungstiefe als Psychologin?
ZIMMER: Das sind in den Telefonaten keine Therapiesitzungen, ich bin wirklich die Beraterin auf Augenhöhe mit den Kunden. Es gibt natürlich Kunden, die fragen, ob sich in ihrem Alter eine Schönheits-OP noch lohnt. So etwas kann schnell geklärt werden. Aber die Mehrzahl der Anrufer hat Probleme, die auf der Seele liegen, sie sehr belasten und mit einem 30-Minuten-Gespräch auch nicht aus der Welt sind. Denen kann ich, wie schon gesagt, mit einer Reihe von Ärzten und anderen Fachleuten, Adressen und Telefonnummern helfen und sie darin auch bestärken, sich weiter helfen zu lassen.
ADHOC: Wie wird das angenommen, welches Feedback erfahren Sie?
ZIMMER: Das Feedback ist grandios. Es ist tatsächlich das Schönste an meiner Arbeit, dass ich als Psychologin helfen kann und mir die Menschen das auch spiegeln.
ADHOC: Welche Themen sind für die nächste Zeit geplant?
BANDKE: Wir planen einmal das Thema Streit und Vergebung, außerdem Familiensorgen und erneut das Thema Winterblues.
ADHOC: Was bringt dieses Gesundheitstelefon den Linda-Apotheken?
BANDKE: Mit dem Gesundheitstelefon haben unsere Mitglieder ein Alleinstellungsmerkmal, um sich mit von Wettbewerbern am Markt zu differenzieren. Für die Apotheken ist es außerdem sehr komfortabel, dass das Gesundheitstelefon ein Multichannel-Angebot ist. Es findet sich in der Linda-Spezial der Apotheken Umschau, auf linda.de, Facebook mit Postings und offiziellen Veranstaltungen sowie im Rahmen der POS Kampagnen. Außerdem bekommen die Apotheken Inhalte automatisch zur Verfügung gestellt für die Apothekenhomepages die Apotheken Facebook-Seiten.
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