Eigentlich sollte Awinta One das wichtigste Warenwirtschaftssystem von Noventi werden. Doch nachdem vor drei Jahren die Reißleine gezogen werden musste, setzt das Management jetzt auf Prokas. Die Software lässt sich offenbar nicht nur leichter modernisieren, sondern hat auch mehr Fans.
Bei Awinta gab es nach der Fusion von VSA und Pro Medisoft fünf verschiedene Softwarelinien: Asys, Infopharm, Jump, Pharmasoft und Prokas. Bei Asys wurde der Wechsel seit 2017 bereits vollzogen, doch die Umstellung der anderen Produktlinien auf „Awinta One“ wurde 2019 nach Widerständen seitens der Kundschaft gestoppt.
Im Zuge der Sanierung will sich Noventi nun aber doch von drei Softwarelinien trennen. Das System Pharmasoft wird bereits zum Jahresende eingestellt. Knapp 100 Apotheken soll betroffen sein. Laut Vorstand Frank Steimel haben rund 40 Prozent der Kunden bereits neue Softwareverträge unterschrieben, der Rest umfasst neben Wechseln zur Konkurrenz zu einem großten Teil auch Schließungen und Übernahmen.
Ende kommenden Jahres wird auch Infopharm abgestellt. Wie viele Kunden hier umgestellt werden sollen und wann dann auch bei Jump der Stecker gezogen wird, ist noch nicht bekannt. Steimel gibt aber offen zu, dass die Linien nicht rentabel sind und an der Einstellung kein Weg vorbei führt: „Einige unwirtschaftliche Produkte werden weichen, um die Ressourcen zu bündeln und in die richtigen Produkte und Weiterentwicklungen zu investieren.“
Der Fokus soll auf Prokas und Awinta One liegen, im Bereich der Praxisverwaltungssoftware wird nur Noventi Ora fortgeführt. „Das Portfolio wird somit schlanker, dafür aber optimal auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zugeschnitten.“ So stehe man etwa über weitere produktseitige Entwicklungen, auch für die Bereiche Heilmittel, Hilfsmittel und Pflege, mit Kundinnen und Kunden im Austausch.
Tatsächlich ist aber nicht Awinta, sondern Prokas das wichtigste Produkt. Mit mehr als 3000 Kunden ist es nicht nur das größte Betriebssystem in der Familie, sondern auch dasjenige mit den meisten Fans. Schon seit den 1990er-Jahren gab es einen selbstständigen Anwenderverein, aus dem immer wieder Impulse zur Weiterentwicklung der Software kamen. Nach der Übernahme durch VSA/Noventi war der Kontakt zwar abgekühlt, dann aber wiederbelebt worden.
Außerdem bietet Prokas den Entwicklern mehr Freiheiten. „Prokas Evolution“ heißt das neue Fokusprodukt, an dem Noventi im Hintergrund bereits arbeitet. Nach Fertigstellung des Kerns soll auch eine neue Nutzeroberfläche sichtbar werden.
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