Trotz – oder gerade wegen – der Rabattverträge bleibt Deutschland ein spannender Markt für Generikahersteller aus aller Welt. Aktuell drängen Firmen aus der Türkei, der Schweiz, aus Frankreich und aus Zypern ins Generalalphabet. Einige Newcomer sind alte Bekannte.
Unter dem Handelsnamen Lipifacil bringt die Hamburger Firma Delorbis ein Pravastatin-Generikum auf den Markt. Bereits seit Juli hat Delorbis Rivastigmin im Sortiment. Ältere Produkte wie Lindalex (Venlafaxin), Omebless/Omegudur (Omeprazol) und Ramiwald HCT (Ramipril/HCT) sind dagegen bereits seit einem Jahr außer Handel.
Hinter Delorbis steht der Zulassungsdienstleister Alfred E. Tiefenbacher (AET), der seit 2009 mit einem gleichnamigen Generikahersteller aus Zypern zusammenarbeitet. Damals hieß es, habe man sich einen zuverlässigen Partner für Herstellung, Verpackung und Analytik in Südeuropa gesichert. Jetzt verhilft AET seinem Lieferanten, der bis 2010 Aegis hieß, in die deutschen Apotheken.
„Wir wollen nicht in Konkurrenz mit unseren AET-Kunden treten“, betont Geschäftsführerin Ina Kühnemund, die auch als Projektmanagerin beim Zulassungsdienstleister tätig ist. Momentan sei man noch in der „Findungsphase“. AET gehört zu den führenden Anbietern im Bereich der Arzneimittelentwicklung und -zulassung. Im indischen Hyderabad unterhält die 1963 gegründete Firma einen Standort für galenische Entwicklungen von Generika; auch an Biosimilars wird geforscht.
Der türkische Hersteller Deva bietet hierzulande unter dem Firmennamen Devatis gleich vier neue Generika an: Anastrozol, Exemestan, Letrozol und Risperidon. Das Unternehmen wurde 1958 gegründet und gehört seit 2006 mehrheitlich zur Firmengruppe East Pharma. Deva beschäftigt rund 130 Mitarbeiter und wird von Philipp Haas geführt.
Der französische Hersteller Ethypharm hat im Juli in Schönefeld bei Berlin eine Niederlassung gegründet. Hierzulande werden Capros (Morphin), Buprenorphin und Esomeprazol angeboten. Mit Buprenorphin war die Firma bereits bei einer Ausschreibung der AOK erfolgreich. Zum 1. April löst Ethypharm gemeinsam mit GL Pharma die bisherigen Partner Actavis und Sanofi/Zentiva bei Buprenorphin zu Substitution für die Dauer von zwei Jahren ab.
Ethypharm werde sich mit allen Wirkstoffen an weiteren Ausschreibungen beteiligen, sagt ein Sprecher. Hierzulande werden zwei Mitarbeiter beschäftigt. Geschäftsführer ist Bruno Delie. Das 1977 gegründete Unternehmen produziert in Frankreich und in Schanghai. Ein weitere Niederlassung befindet sich in Philadelphia. 2014 wurde mit knapp 900 Mitarbeitern ein Umsatz von rund 167 Millionen Euro erwirtschaftet. Ein Schwerpunkt sind Analgetika und Suchtpräparate, die 46 Prozent der Erlöse ausmachen.
Bei Entocort (Budesonid) müssen sich Apotheken auf einen neuen Lieferanten einstellen: Der schweizerische Hersteller Tillotts hat die Marke vom Pharmakonzern AstraZeneca übernommen. Tillots zahlte im Juli für die Verkaufs- und Entwicklungsrechte außerhalb der USA rund 215 Millionen US-Dollar.
Weitere Produkte von Tillotts sind Asacol (Mesalazin), Vistaprep (Macrogol) und der Schnelltest Simtomax. Die in den 1950er Jahren gegründete Firma geht auf die Londoner Apotheke J.B. Tillotts zurück. Der Betrieb wurde später zum Großhändler und Importeur erweitert.
Seit 2009 gehört die Firma nach mehreren Inhaberwechseln zum japanischen Unternehmen Zeria. Tillots sitzt mittlerweile im schweizerischen Rheinfelden. Niederlassungen befinden sich in Tschechien, Irland, Spanien, Großbritannien und Schweden.
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