Die Initiative Pro AvO steht vor der Zerreißprobe. Weil dem Bündnis die Zeit davon läuft, teilt sich die Gruppe vorübergehend auf. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC will Noventi mit Phoenix zunächst ein neues Joint Venture gründen. Die anderen Partner sollen erst im zweiten Schritt hinzutreten.
Pro AvO kam nie so richtig aus den Startblöcken. Schon seit fast zwei Jahren tüfteln die Partner an einer Lösung für eine gemeinsame Apothekenplattform. Im Juni dieses Jahres wurde dann endlich Apora vorgestellt – nur um einen Monat später schon wieder versenkt zu werden. Denn zu den fünf Gründungsgesellschaftern – Noventi, Wort & Bild Verlag, Gehe, Sanacorp und BD Rowa – gesellte sich mit Phoenix ein selbstbewusster neuer Partner dazu.
Der Marktführer unter den Großhändlern betreibt mit „deine Apotheke“ bereits eine eigene Plattform und hatte kein Interesse an einem Beitritt zu Pro AvO. Stattdessen soll ein neues Joint Venture gegründet werden. Und das gemeinsame Ziel ist jetzt eine Gesundheitsplattform, die sich nicht auf Apotheken-Leistungen beschränken soll – auch nicht im Namen.
Doch mit dem Einstampfen von Apora ist es nicht getan. Phoenix hat im Bündnis gleich eine Führungsposition eingenommen. Plötzlich ist davon die Rede, dass der Großhändler zusammen mit Noventi in der ersten Stufe alleine eine Plattform baut. Heute Abend gibt es zum „Projekt Fritz“ eine weitere Gesprächsrunde zwischen den Vertretern beider Partner. Der tatsächliche Name der neuen Gesellschaft und Plattform steht ebenfalls schon fest, wird aber noch nicht verraten.
Im zweiten Schritt können dann die vier übrigen Partner der ersten Stunde beitreten. Alle Gesellschafter sollen diesem Verfahren zugestimmt haben. Noventi-CMO Dr. Silvio Kusche teilte auf Nachfrage „im Namen aller sechs Partner“ mit: „Alles läuft weiter nach Plan und dieses Verfahren ist der Modus der Umsetzung, hier als Teilprojekt der technischen Basis, unter anderem der Warenwirtschaftssysteme, die von Noventi und Phoenix vorangetrieben wird. Die erste zentrale Gesundheitsplattform Deutschlands ist weiterhin das gemeinsame Projekt, an dem alle sechs Partner beteiligt sind und das von uns gemeinsam konsequent umgesetzt wird.“
Pro AvO hatte stets die Einführung des E-Rezepts als sinnvollen Termin für den Launch einer Plattform postuliert. Jetzt gerät die Initiative allmählich unter Zugzwang. Zur Rose will noch in diesem Jahr den DocMorris-Marktplatz eröffnen und der Zukunftspakt Apotheke von Noweda/Burda sammelt schon seit Frühjahr 2019 Erfahrungen im Markt. Ein strafferes Programm ist daher naheliegend bis geboten – und fraglos fressen Abstimmungsprozesse mit sechs Beteiligten mehr Zeit. Mit der neuen Rollenverteilung können jedoch nicht alle Player zufrieden sein. Insbesondere für die Großhändler Gehe und Sanacorp dürfte es unbefriedigend sein, dem Konkurrenten den Vortritt zu lassen.
Natürlich geht es wie immer auch ums Geld: Pro AvO hat bereits jetzt Millionen verschlungen, die Neuentwicklung der Gesundheitsplattform dürfte erneut erhebliche Summen kosten. Gut möglich, dass nicht alle Beteiligte zu diesen Investitionen bereit waren und den Schwergewichten Noventi und Phoenix den Vortritt lassen.
Noventi hatte bei Pro AvO sowieso schon den Fahrersitz übernommen. Nach einer Kapitalrunde im März war der Anteil auf 28 Prozent gestiegen, alle anderen von 20 auf 18 Prozent zurückgefallen. Im Sommer gab es eine weitere Kapitalerhöhung – mit neuen Verschiebungen im internen Kräfteverhältnis. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC hat BD Rowa diesmal nicht mitgezogen, so dass sich die Anteile nunmehr wie folgt verteilen: Noventi: 29 Prozent, Wort & Bild, Gehe und Sanacorp je 19 Prozent und BD Rowa 14 Prozent. Angeblich haben die vier erstgenannten zusammen noch einmal drei Millionen Euro in das Projekt gesteckt, bestätigt ist diese Zahl allerdings nicht.
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