Pharmagroßhandel

Privatgroßhändler üben Schulterschluss Patrick Hollstein, 21.09.2009 11:24 Uhr

Berlin - 

In dieser Woche feiern Deutschlands private Pharmagroßhändler das 25-jährige Jubiläum ihres Kooperationsverbundes Pharma Privat. Gleichzeitig rücken die zehn Mitgliedsfirmen enger zusammen und treten ab sofort unter einem einheitlichen Markensystem auf. Unter dem Motto „Näher dran, weiter vorn“ stellen die Traditionsunternehmen klar, dass mit ihnen auch in Zukunft zu rechnen ist.

Ende vergangenen Jahres hatten die Übernahmen von Kapferer und von der Linde vorübergehend für ein trübes Stimmungsbild gesorgt: Nach der Konsolidierung der vergangenen Jahrzehnte schien die Branche endgültig angezählt. Zu Unrecht: Im Schatten von Phoenix, Anzag und Gehe sowie der beiden Genossenschaften Noweda und Sanacorp macht der private Pharmagroßhandel Boden gut. Im vergangenen Jahr bauten die Familienunternehmen ihr Geschäft um 7 Prozent aus - doppelt so viel wie der Branchendurchschnitt.

„Die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass der private Großhandel wächst - gerade dann, wenn die Situation eng ist“, sagt Hanns-Heinrich Kehr, Chef des Braunschweiger Großhändlers Richard Kehr und Geschäftsführer von Pharma Privat. „Von der allgemeinen Vertrauenskrise im Pharmagroßhandel sind wir inhabergeführten Familienunternehmen vergleichsweise gering betroffen.“

Um im Wettbewerb gegen die Riesen der Branche bestehen zu können, haben die Familienunternehmen ihre Zusammenarbeit seit 1984 stetig intensiviert. „Ähnlich wie bei den Apotheken hat sich die Kooperation zum erfolgreichen Geschäftsmodell entwickelt“, sagt Kehr.

Die Aufgaben werden dezentral verteilt: Den gemeinsamen Einkauf übernimmt Max Jenne in Kiel, für die Buchhaltung ist C. Krieger in Koblenz verantwortlich. Das gemeinsame Marketing läuft über Kehr; hier werden auch die hauseigenen Apothekenkooperationen A-Plus und E-Plus betreut.

Den gemeinsamen Außenauftritt sieht man bei Pharma Privat nun als konsequenten Schritt auf dem gemeinsamen Weg - auch wenn zwei Jahre Überzeugungsarbeit notwendig waren. „Wir sind eine Familie, und das soll man sehen“, sagt Kehr. „Natürlich bleibt aber jedes Unternehmen selbstständig.“

Die Verwurzelung in den Regionen ist der Wettbewerbsvorteil, den die privaten Großhändler auch weiterhin ausspielen wollen. „Wir poolen nur dort, wo Größe gefragt ist. Der Vor-Ort-Kontakt, die Nähe zu den Apotheken bleiben erhalten“, verspricht Kehr. „Schließlich stehen wir zusammengenommen für mehr als 1000 Jahre Großhandelserfahrung und Unternehmenstradition.“