Auch mit Lizengebühren für Medikamente lassen sich Geschäfte machen: Die Biotechfirma AiCuris aus Wuppertal hat Ansprüche für das von ihr entwickelte Präparat Prevymis (Letermovir) verkauft.
AiCuris wurde 2006 als Spin-Off von Bayer gegründet und konzentriert sich auf die Erforschung und Entwicklung von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten. Der Pharmakonzern wollte sich damals aus dem Bereich zurückziehen, die Leiterin der Sparte, Professor Dr. Helga Rübsamen-Schaeff, gründete daraufhin AiCuris gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeitern und den Strüngmann-Brüdern als Hauptinvestoren.
2012 kaufte der US-Pharmakonzern Merck für 110 Millionen Euro die weltweiten exklusiven Lizenzrechte für ein Portfolio des Unternehmens; in Abhängigkeit vom Erreichen weiterer Entwicklungs-, Zulassungs- und Vermarktungsziele wurden zusätzlich bis zu 332,5 Millionen Euro vereinbart.
Fünf Jahre später kam mit Prevymis (Letermovir) das erste Präparat auf den Markt. Es handelt sich um einen nicht-nukleosidischen Inhibitor des Cytomegalovirus (CMV), der seine Wirkung über einen neuartigen Wirkmechanismus entfaltet und zur Prävention von CMV-Infektionen bei erwachsenen Empfängern einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) eingesetzt wird. Eine CMV-Infektion stellt für diese Patienten eine ernst zu nehmende Komplikation dar, und eine früh nach der Transplantation auftretende Reaktivierung des Virus wird mit einer erhöhten Mortalität in Verbindung gebracht. Mittlerweile wurden weltweit 15.000 Patienten mit dem Präparat behandelt.
Jetzt hat AiCuris einen Teil der für Prevymis fälligen Lizenzgebühren gegen eine einmalige Zahlung von 220 Millionen US-Dollar an die US-Firma Royalty Pharma verkauft, deren Geschäftsmodell der Erwerb von Lizenzrechten an fortgeschrittenen Kandidaten oder zugelassenen Wirkstoffen ist. „Die Vereinbarung mit Royalty Pharma zeigt den großen Bedarf an innovativen Arzneimitteln zur Behandlung von Infektionskrankheiten und deren kommerzielles Potenzial. Sie ermöglicht es uns außerdem, unsere Pipeline neuartiger Therapien gegen Infektionskrankheiten weiter auszubauen und auch weiter an zukünftigen Einnahmen aus Prevymis zu partizipieren“, sagte AiCuris-Chef Dr. Holger Zimmermann.
Offenbar kann man in Wuppertal das Geld gut brauchen, um die Pipeline voranzubringen. AiCuris entwickelt weitere Medikamente etwa gegen Herpes- und Adenoviren. Mit Pritelivir steht ein neues Präparat zur Behandlung von Herpes simplex bei immungeschwächten Personen kurz vor der Zulassung. Aktuell ist eine Phase-III-Studie bei Patienten, die nicht auf Aciclovir ansprechen, geplant. Für AIC649, einen neuartigen biologischen Immunmodulator zur Behandlung von chronischer Hepatitis B, wird ein Partner gesucht.
Im Bereich antibakterieller Wirkstoffe konzentriert AiCuris sich auf die Erforschung innovativer Behandlungsmöglichkeiten gegen lebensbedrohliche (multi‑)resistente Krankenhauserreger. Hier gibt es eine Zusammenarbeit mit Lysando. Zuletzt hatte AiCuris außerdem Testkapazitäten auf Sars-CoV-2 bereitgestellt, um die Mitarbeiter in Schlachtbetrieben in Nordrhein-Westfalen zu testen und einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu leisten.
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