Arzneimittelsicherheit

PR-Profi Klaus Kocks berät Lunapharm

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Berlin -

Wegen angeblich in Griechenland gestohlener und nach Deutschland importierter Arzneimittel steht der Brandenburger Pharmahändler Lunapharm am Pranger. Bewiesen ist noch nichts, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Aber Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) musste wegen Versäumnissen in der Arzneimittelaufsicht bereits ihren Hut nehmen. Jetzt hat Lunapharm-Geschäftsführerin Susanne Krautz-Zeitel mit Professor Dr. Klaus Kocks einen branchenweit bekannten PR-Profi engagiert. Kocks führt heute die PR-Agentur Cato und hat früher außer für VW auch für andere große Unternehmen die Kommunikation geprägt.

Die Cato Sozietät für Kommunikationsberatung vertrete ab sofort das Unternehmen Lunapharm in allen Medienangelegenheiten sowie Fragen der Litigation-PR (Rechtsstreitigkeiten), der Mediation und der Public Affairs, heißt es in einer Mitteilung. Das Mandat werde von Cato-Inhaber Kocks persönlich wahrgenommen. Kocks und Krautz-Zeitel kennen sich aus dem Rotary Club. Nach Angaben von Kocks ist er aus Interesse an der politischen Dimension des Lunapharm-Falls auf Krautz-Zeitel zugegangen.

In einem Statement stellt sich Kocks mit der gebotenen Vorsicht hinter Krautz-Zeitel: „Die Geschäftsführerin der Lunapharm, Frau Susanne Krautz-Zeitel, ist mir als integre Persönlichkeit vertraut.“ Sie habe nach der Wende als Brandenburgerin ein mittleres Familienunternehmen aufgebaut, das nun „unter Verlust jeder Größenordnung zu einem Konzern im Feindbild Big Pharma stilisiert“ werde, dessen Geschäftsbetrieb man unterbinden müsse.

Kocks weiter: „Ich persönlich muss die gegen das Unternehmen erhobenen Vorwürfe nach meiner bisherigen Kenntnis für spekulativ halten und habe bis dato keinen schlüssigen Beweis für die Berechtigung irgendeines Kriminalitätsvorwurfes gesehen. Ich kenne auch niemanden, der glaubhaft behauptet, über ein solches Urteil zu verfügen.“ Das Unternehmen werde, wie im übrigen in der Vergangenheit auch, mit allen beteiligten Behörden in größtmöglicher Transparenz zusammenarbeiten. Das gelte natürlich insbesondere für die Staatsanwaltschaft.

Ein besonderes Gewicht erhielten die Spekulationen dadurch, dass die Frage erhoben werde, ob Patientenwohl gefährdet sein könnte. Auch hierzu fehlten bisher Nachweise, aber eine besondere Sorgfaltspflicht sei schon allein deswegen unabweisbar. Deshalb müsse man auch Verständnis für das breite Medieninteresse haben, auch wenn dabei viele Spekulationen fehlleitend seien; darauf werde man in Ruhe Punkt für Punkt zurückkommen.

Kocks weiter: „Wir haben es möglicherweise mit einer Praxis, die man seitens des Gesetzgebers künftig in Frage stellen kann, zu tun. Ob ein tatsächliches Fehlverhalten des Familienunternehmens in der Vergangenheit wirklich nachweisbar ist, das muss sich erst noch zeigen. Sicher stehen wir aber schon jetzt vor einem vielfältigen Behördenversagen in Brandenburg, für das die rot-rote Landesregierung einschließlich ihres Ministerpräsidenten sich auch nach dem spektakulären Austausch einer Ministerin, also über den Tag hinaus, wird Fragen gefallen lassen müssen.“

Klaus Kocks zählt zu den „Größen“ der PR-Branche in Deutschland: Nach einem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, der Germanistik und der Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum startete der gebürtige Oberhausener eine Tätigkeit als Hochschullehrer. Im Jahre 1981 wechselte er zur Öffentlichkeitsarbeit in die Ruhrkohle AG und arbeitete seither für verschiedene Unternehmen in der Automobilindustrie und der Energiewirtschaft, darunter Aral, VIAG, VAW aluminium, Ruhrgas und Volkswagen. Unter VW-Chef Ferdinand Piech wurde Kocks Mitglied des Vorstandes bei Volkswagen, Geschäftsbereich Kommunikation und Generalbevollmächtigter. 1997 wurde Kocks zum PR-Manager des Jahres ernannt. Piech selbst hatte über Kocks in der Laudatio laut Tagesspiegel geschrieben, er sei ein strategischer Vorausdenker, der taktisch handele und nicht vor unüblichen Dingen zurückschrecke. Er denke in komplexen Strukturen und handele politisch. 2001 wurde Kocks zum Honorarprofessor für Kommunikationsmanagement an der Fachhochschule Osnabrück ernannt.

Lunapharm wird vorgeworfen, aus Kliniken in Griechenland gestohlene Arzneimittel weiterverkauft zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Der Fall Lunapharm schlug erhebliche Wellen und löste auch eine Diskussion über die Importklausel aus. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte zudem eine Prüfung der Arzneimittelaufsicht an.

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