Die Post wird weiter bestreikt. Aktuell sind nach Angaben der Gewerkschaft Verdi 19.000 Beschäftigte im Dauerstreik. Heute ist eine Demonstration vor dem Bundesfinanzministerium (BMJ) geplant. Jedes vierte Päckchen droht nach Angaben der Post nicht pünktlich ausgeliefert zu werden. Damit wird der Streik auch für die Versandapotheken zum Problem.
Die Briefträger und Paketboten sind seit dem 8. Juni im unbefristeten Streik. Von dem Tarifkonflikt sind rund 140.000 Beschäftigte der Deutschen Post betroffen. Hintergrund ist vor allem der Aufbau von 49 regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung. Für die rund 6000 Paketboten der Firmen „DHL Delivery“ gilt nicht der Haustarif der Post, sondern die Tarifverträge der Logistikbranche.
Betroffen sind auch die Kunden von Versandapotheken. Denn während ein verspätet zugestellter Brief im schlimmsten Fall wirtschaftliche Folgen hat, drohen bei verzögerten Arzneimittellieferungen gesundheitliche Probleme. „Das ist zwar eine Randerscheinung unserer Streiks, aber definitiv ein Thema“, sagt ein Verdi-Sprecher. Bei der der Gewerkschaft hätten sich bereits Kunden von Versandapotheken gemeldet.
Die Post versucht, mit den verbeamteten Mitarbeitern und denen, die sich nicht am Streik beteiligen, den Betrieb aufrecht zu erhalten. „Zur Zeit können wir trotz des Streiks zwischen 75 bis 85 Prozent aller Pakete bundesweit innerhalb eines Tages pünktlich zustellen“, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. „Dennoch raten wir bei eiligen Arzneimitteln zur Zeit, diese mit unserem Kurierservice DHL Express zu befördern.“ Dabei gebe es eine „Laufzeitgarantie“.
Während die Versandapotheken bei der Auslieferung auf andere Logistiker ausweichen können, haben sie auf die Einsendungen der Kunden keine Probleme. Damit sind vor allem Versender mit einem hohen Rx-Anteil von dem Streik betroffen, da die Kunden ihre Rezepte mit der Post schicken – oder eben derzeit auch nicht.
Eine Sprecherin von DocMorris bestätigte auf Nachfrage: „Aufgrund der bisherigen Streiktage kam es in den vergangenen Wochen bereits vereinzelt zu verzögerten Zustellungen von Rezepteingängen und Auslieferungen von Paketen.“ Man beobachte die aktuelle Entwicklung und weise die Kunden proaktiv auf den Streik hin. „Die Patienten können selbst am besten entscheiden, wie dringlich ihre Bestellung für sie ist oder ob sie möglicherweise verlängerte Lieferzeiten in Kauf nehmen können“, so die Sprecherin. Die Versandapotheke tauscht sich zudem nicht nur mit dem eigenen Logistiker, sondern auch mit weiteren Dienstleistern aus.
Gestern wurden Verdi zufolge weitere 1000 Beschäftigte zum Streik aufgerufen, insgesamt damit 19.000 der rund 100.000 Mitarbeiter in diesem Bereich. Bestreikt werden demnach alle 83 Briefzentren bundesweit, wo die Sendungen kommissioniert und verteilt werden. Betroffen sind einem Verdi-Sprecher zufolge die Paket- und Briefzustellung sowie die in ländlichen Gebieten übliche Verbundzustellung.
APOTHEKE ADHOC Debatte