Die Zusteller der Deutschen Post treten in Streik. Die Gewerkschaft Verdi kündigte einen unbefristeten Arbeitskampf der Briefträger und Paketboten ab Montagnachmittag an. Von den zu erwartenden Verzögerungen bei der Zustellung sind auch die Versandapotheken betroffen. Vor allem Anbieter mit einem hohen Rezeptanteil stehen vor Herausforderungen.
Von dem Tarifkonflikt sind rund 140.000 Beschäftigte der Deutschen Post betroffen. Gewerkschaft und Arbeitgeber streiten unter anderem um 49 Regionalgesellschaften für die Zustellung. Für die rund 6000 Paketboten der Firmen „DHL Delivery“ gilt nicht der Haustarif der Post, sondern die Tarifverträge der Logistikbranche.
Da der Streik angekündigt war, haben sich die Versandapotheken vorbereitet und oftmals einen weiteren Zusteller unter Vertrag genommen. Bei der Berliner Versandapotheke Aponeo etwa soll Hermes einspringen. Allerdings habe DHL die jüngsten Streiks in der Hauptstadt gut kompensieren können. Auch jetzt befinde man sich in Gesprächen über mögliche Ausweichkonzepte, teilte ein Sprecher der Versandapotheke mit.
Der Service „Berlin Express“ werde ohnehin von einer Logistiksparte übernommen, die von den Streiks nicht betroffen sei. Bestellungen mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln würden während der Streiks zudem grundsätzlich per Express verschickt, so der Sprecher. So könne eine schnelle Lieferung gewährleistet werden.
Die Deutsche Internet Apotheke (DIA) will für die Paketzustellung im Notfall als Alternative DPD nutzen. Insgesamt sieht man das Thema bei der Martinus-Apotheke aus Erftstadt aber gelassen. „Auf Streiks haben wir keinen Einfluss, da heißt es Ruhe bewahren und hoffen, dass schnell eine Lösung gefunden wird zwischen den Tarifpartnern“, so Philipp Heift von DIA.
Heift glaubt nicht, dass es zu Problemen in der Versorgung kommen wird. Der Streik sei angekündigt gewesen, darauf hätten sich auch die Patienten einstellen können. DIA hat dennoch die eigenen Kunden angeschrieben und auf mögliche Lieferverzögerungen hingewiesen. Bei einer Akutversorgung sollten die Kunden dieses Risiko lieber nicht eingehen und sich ihre Medikamente in einer vor-Ort-Apotheke besorgen. DIA setze eben auf nachhaltige Kundenbeziehungen, erklärt Heift.
Die Versandapotheke DocMorris berichtet aus der Erfahrung der bisherigen Streiktage in den vergangenen Wochen, dass es vereinzelt zu Verzögerungen bei der Zustellung von Rezepten und Paketen gekommen sei. Man beobachte derzeit die aktuelle Entwicklung und weise die Kunden auf der Firmenwebsite und in Telefonaten auf den Streik hin. Die Entscheidung, ob sie gegebenenfalls verlängerte Lieferzeiten in Kauf nehmen könne, müsste aber beim Patienten bleiben.
Schwieriger wird der Umgang mit den Streiks für Versandapotheken mit einem sehr hohen Rx-Anteil. Denn wie die Patienten ihre Rezepte schicken, darauf haben die Versender keinen Einfluss. Hier kann es zu Verzögerungen in der Versorgung kommen, wenn die Verordnungen länger als gewohnt unterwegs sind. Oder aber die Kunden gehen gleich damit in eine Apotheke um die Ecke.
Verdi kämpft unter anderem für eine Rückführung der 49 Regionalgesellschaften „DHL Delivery“ in den Haustarifvertrag der Post. Ein vorgeschlagenes Gesamtpaket sah zudem eine Verlängerung der Schutzregelungen zu Kündigungen und Fremdvergabe und den Verzicht auf eine lineare Einkommenserhöhung in diesem Jahr vor sowie eine strukturelle Veränderung der bestehenden Entgelttabelle für alle neu eingestellten Beschäftigten. Die Post hatte das Angebot nicht angenommen.
Für diesen Fall hatte Verdi das Scheitern der Verhandlungen erklärt. „Die Deutsche Post AG hat sich in den bisher sechs Verhandlungsrunden keinen Millimeter in Richtung einer Lösung des Konfliktes bewegt, sondern im Gegenteil ein von uns zur Befriedung vorgelegtes Gesamtangebot ignoriert“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Daher müsse man „den Druck nun massiv erhöhen“ und in den unbefristeten Arbeitskampf rufen.
Die Deutsche Post nannte die Androhung unbefristeter Streiks „unverhältnismäßig und in Bezug auf die laufende inhaltliche Auseinandersetzung destruktiv“. Es würden Mitarbeiter zum Streik aufgerufen, die gar nicht von den Regionalgesellschaften betroffen seien, hieß es.
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