Als die Mauer fiel, waren in Berlin Top-Immobilien zu Schnäppchenpreisen zu haben. Allerdings sollte es zehn Jahre dauern, bis mit dem Umzug der Regierung der Boom endgültig begann – auch Dr. Peter Brenske musste in den 1990er Jahren seine Erfahrungen machen. Der zweite Anlauf klappte: Seit 1999 hat der Schwiegersohn von Ferfried Prinz von Hohenzollern genug Geld mit Hauptstadtimmobilien verdient, um nebenbei das Pharmaunternehmen Haemato aufzubauen. Heute dreht sich bei der Firmengruppe fast alles um Arzneimittel und Gesundheit.
1956 in Duisburg geboren, studiert Brenske Betriebswirtschaft in Freiburg, Hamburg und München. Zwei Jahre lang ist er als Wirtschaftsprüfer tätig, bevor er 1981 ins Immobiliengeschäft wechselt. Weil sich die Hoffnungen in Ostdeutschland zunächst nicht erfüllen, gerät er unter Druck und muss sogar den Vorstand des Immobilieninvestors Ravensberger verlassen, bei dem er zusammen mit seiner Frau Valerie von Hohenzollern-Brenske Mehrheitsaktionär ist. Später geht das Unternehmen in die Insolvenz.
Ab Ende der 1990er Jahre baut Brenske mit Magnum und Windsor neue Beteiligungsgesellschaften auf, die sich auf hochwertige Immobilien in Berlin Mitte und anderen Spitzenlagen fokussieren. Brenske beginnt 2003, sich über Magnum auch an anderen Firmen zu beteiligen – so kommt zwei Jahre später der Hersteller Haemato Pharm ins Portfolio.
Das Unternehmen hat eine Handvoll Zulassungen für generische Zytostatika in der Tasche und gehört zu jenen Start-Ups aus dem Biotechpark Luckenwalde, denen das Land Brandenburg Anfang der 1990er Jahre mit Steuerermäßigungen und Fördergeldern tatkräftig unter die Arme gegriffen hat.
Das Pharmageschäft wird zum zweiten Standbein der Unternehmensgruppe – vor allem als sich nach der Finanzkrise die Bestandsimmobilien gut losschlagen lassen, neue Zukäufe aber zu teuer sind.
2008 übernimmt Patrick Brenske die Führung des Unternehmens. Er kommt direkt von der Universität, wo er seine Masterarbeit zum Thema „Strategische Akquisitionen in der Pharmabranche“ verfasst hat. „Eigentlich wollte ich Investmentbanker werden“, gibt er 2010 in der Berliner Morgenpost zu Protokoll. Dann sei er mit Haemato ins Gespräch gekommen. Dass er der Sohn des Inhabers ist, verrät er nicht.
Nach dem Einstieg des Juniors geht es bei Haemato Schlag auf Schlag: Während der Unternehmenssitz an den heutigen Standort nach Schönefeld verlegt wird, bringt der Seniorchef 2009 die neu gegründete Dachgesellschaft MPH (Mittelständische Pharma Holding) an die Börse. Die Vorzugsaktien haben jedoch – ebenso wie die Genussscheine von Magnum und Windsor – kein Stimmrecht; alleiniger Stammaktionär bei MPH und damit Haemato bleibt über Magnum Brenske. Der Unternehmer will sich nicht noch einmal von Minderheitsaktionären in Bedrängnis bringen lassen. Dieser Strategie – Geld einsammeln, Kontrolle behalten – ist er bis heute treu geblieben.
Im selben Jahr erhält Haemato den Auftrag, den Impfstoff gegen die Schweinegrippe für die Apotheken in ganz Brandenburg auszueinzeln. Das Unternehmen steigt zu dieser Zeit auch ins Reimportgeschäft ein, was zu einem erheblichen Umsatzschub führt, und gründet 2010 eine Veterinärsparte.
Parallel geht der Herstellbetrieb Pharmigon an den Start, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Münchener Apotheker Helmuth Beyerlein. Jetzt können die Synergien genutzt werden: An den Werkbänken in Donauwörth kommen die Krebsmedikamente von Haemato und der Schwesterfirma Simgen zum Einsatz, die wiederum in Thailand an einem Wirkstofflieferanten beteiligt ist. Für die Logistik ist der Großhändler Zytotrade zuständig, Beyerleins Grillparzer Apotheke beliefert mit den Rezepturen die Arztpraxen.
Auch wenn die patientenindividuellen Sterillösungen mit zuletzt 8 Millionen Euro deutlich weniger Umsatz bringen als das Generika- und Reimportgeschäft (Haemato: 206 Millionen Euro, Simgen: 5,5 Millionen Euro): Wegen der Wachstumsaussichten und der deutlich besseren Margen soll der Bereich jetzt ausgebaut werden. Die Gründung einer Apotheke in direkter Nachbarschaft des Firmensitzes durch einen leitenden Angestellten könnte zu dieser Strategie passen.
Flankiert werden soll das Geschäftsmodell durch ein Marketing- und Vertriebsteam (Healthcare Solutions) sowie die Ernährungssparte Nutricare. Außerdem soll das „direkte Patientengeschäft“ etabliert werden: Gemeint sind Schönheitskliniken unter der Marke „M1 Med Beauty“; am Sitz der Dachgesellschaften in der Berliner Fasanenstraße werden seit einigen Monaten für Privatzahler bereits Botulinum- und Hyaluron-Behandlungen sowie Brust-OPs und weitere Schönheitsbehandlungen angeboten.
Nachdem Brenske in den vergangenen Jahren mit seinen Beteiligungen zeitweise regelrecht jongliert hat, hat er zuletzt in seinem Reich einmal grundlegend aufgeräumt: Das Pharmageschäft wurde bei der in Haemato umbenannten börsennotierten Windsor AG gebündelt; über MPH hält Brenske 70 Prozent der Anteile. Die unmittelbar bei MPH verbliebene Healthcare-Sparte besteht aus den Bereichen Klinik sowie MPH Ventures (Dienstleistungen für Ärzte und Apotheker) und soll mittelfristig ebenfalls an die Börse gebracht werden.
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