McKesson

Der Großhändler der Ketten

, Uhr aktualisiert am 24.10.2013 13:24 Uhr
Berlin -

Jedes dritte Medikament wird in Nordamerika von McKesson ausgeliefert. Nach Ausflügen in andere Branchen hat sich der Konzern seit den 1980er Jahren stetig im Gesundheitsbereich ausgebreitet. Mit der Übernahme des Stuttgarter Pharmahandelskonzerns kommen jetzt Apothekenketten dazu. Obwohl sich der Konzern in seinem aktuellen Imagefilm zur inhabergeführten Apotheke bekennt, macht er nur 11 Prozent seines Umsatzes mit den sogenannten Independents. An der Partnerschaft mit den großen US-Ketten führt kein Weg vorbei.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete McKesson Erlöse von rund 123 Milliarden US-Dollar (etwa 89 Milliarden Euro); der Jahresüberschuss lag bei etwa 1,4 Milliarde Dollar (1 Milliarde Euro). Der Konzern mit Sitz im kalifornischen San Francisco beschäftigt rund 37.000 Mitarbeiter, die Aktien sind komplett in Streubesitz.

In den USA betreibt McKesson 28 Niederlassungen und zwei Verteilzentren, dazu kommen zwei Fabriken, in denen Arzneimittel im Auftrag von Apotheken konfektioniert werden. Größte Kunden sind die Apothekenketten CVS und Rite Aid, die 16 beziehungsweise 10 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen. Insgesamt entfällt die Hälfte der Erlöse auf zehn Großabnehmer, zu denen auch Versandapotheken und und Supermärkte wie Wal-Mart gehören. Teilweise betreut McKesson im Auftrag der Ketten deren komplette Lagerhaltung.

Als Großhändler ist McKesson nach eigenen Angaben Marktführer vor den Konkurrenten Cardinal Health und AmerisourceBergen. Letzterer kooperiert seit kurzem mit Boots/Walgreens. Zusammen bringen es die Big Three auf 95 Prozent. Auch in Kanada ist McKesson mit 16 Niederlassungen die Nummer 1; zusätzlich ist der Konzern am mexikanischen Großhändler Nadro beteiligt.

Auf dem Heimatmarkt bietet McKesson Apotheken die Teilnahme am Franchisekonzept Health Mart an. Mehr als 3000 Partner machen heute mit; damit ist Health Mart das viertgrößte Netzwerk des Landes. Eigene Apotheken hatte McKesson vor der Celesio-Übernahme dagegen nicht; allerdings ist der Konzern Nummer 2 im Bereich der Auslieferung komplexer Arzneimittel im Auftrag von Herstellern (Specialty Pharmacy).

Zweite Säule ist der Geschäftsbereich EDV/Automatisierung – das Gegenstück zum Rowa-Mutterkonzern CareFusion, den der McKesson-Konkurrent Cardinal Health vor einigen Jahren ausgegliedert hatte. Mehr als die Hälfte aller Krankenhäuser in den USA sowie etwa 20 Prozent aller Ärzte nutzen die Technologien und Services des Konzerns. Auch in Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Neuseeland gibt es entsprechende Niederlassungen.

Der überwiegende Teil des Umsatzes wird allerdings mit dem Großhandel erwirtschaftet: 85 Milliarden Dollar entfallen auf das Logistikgeschäft in den USA, dazu kommen 20 Milliarden Dollar für die Auftrags-Lagerhaltung. 10 Milliarden Dollar trägt der kanadische Großhandel bei, jeweils 3 Milliarden Dollar der Vertrieb von Medizinprodukten und der Bereich Automatisierung.

Gegründet wurde McKesson 1833 von John McKesson und Charles Olcott in New York City gegründet. Etwa 20 Jahre später stieg Daniel Robbins als Partner ein, das Unternehmen firmierte fortan unter dem Namen „McKesson & Robbins“. In den Anfängen wurden Arzneimittel noch aus Europa importiert und in die USA verschifft. Kräuter für medizinische Zwecke sowie Wurzeln und Gewürze wurden aus Pennsylvania gekauft. Etwa 20 Jahre später wurden 17 Staaten beliefert.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden andere Großhändler integriert, um ein nationales Netz an Niederlassungen aufzubauen. McKesson und Robbins erschlossen in den Folgejahren weitere Märkte. In den 1960er Jahren fusionierten sie mit einem Milchanbieter, der Unternehmensname wechselte zu „Foremost-McKesson“.

Das neue Unternehmen lieferte Arzneimittel, Milchprodukte, aber auch Alkohol, Chemikalien oder bearbeitetes Wasser. Später nahm die Firma auch Krankenhaus- und Laborbedarf im Sortiment auf.

In den 1980er Jahren stellte sich heraus, dass die Randgeschäfte nicht genug Geld abwarfen. Einzelne Bereiche wurden veräußert und der Großhändler legte den Schwerpunkt wieder auf den Gesundheitsbereich.

McKesson übernahm den Hersteller „Automated Health Care“ und den damals größten Händler für Operationsbedarf, „General Medical“. Nach dem Kauf von HBO & Company firmierte McKesson zeitweise unter McKesson HBOC.

Auch wenn hierzulande bislang wenig von dem Großhändler zu hören war: Die Zeit der Übernahmen ist längst nicht vorbei: Seit 2010 haben John Hammergren, Konzernchef seit 2002, und sein Team 3,4 Milliarden Dollar für Zukäufe ausgegeben.

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