Porträt

Vom Rotkäppchen zu Ordermed Carolin Bauer, 12.06.2013 14:02 Uhr

Sozial bewegt: Ordermed-Gründer Markus Bönig will mit der Bestellplattform den Zugang zu Arzneimitteln erleichtern. Foto: Ordermed
Berlin - 

Die Erkenntnis kam für Ordermed-Chef Markus Bönig vor sechs Jahren: Auf einer Konferenz zu gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit entschied sich der Betriebswirt, seinen Job beim Softwareanbieter Cisco aufzugeben und in den Gesundheitsmarkt zu wechseln. In der Folge scharte der bekennende Christ Gleichgesinnte um sich, jetzt sucht er für sein Geschäftsmodell Apotheker.

Gemeinsam mit Partnern gründete Bönig 2010 das „Sozialunternehmen Saetas“, das unter dem Motto „Selbstbestimmt leben“ Rentner dabei helfen sollte, ihren Alltag zu meistern. Einer der Bausteine war der Rotkäppchen Medikamenten-Botendienst, gewissermaßen die Blaupause für Ordermed.

Im Rahmen eines einjährigen Testprojekts wurden bis November 2011 Rezepte beim Arzt abgeholt und in Apotheken gebracht. Von dort wurden die Arzneimittel an Pflegedienste geliefert.

Danach löste Ordermed Rotkäppchen ab. Das Konzept ist ähnlich, aber für alle Kundengruppen offen: Patienten können über das Internet beim Arzt Rezepte anfordern und die Medikamente bei einer Apotheke vorbestellen, die auf Wunsch nicht nur liefert, sondern auch das Rezept in der Praxis abholt.

Weitere Module sind geplant, etwa für Pflegedienste oder im Rahmen des Entlassmanagements. Zu diesem Zweck hat Bönig noch einmal Geld eingesammelt: Seit Juni ist der Finanzinvestor 7x7 aus Bonn zu 15 Prozent an Ordermed beteiligt.

Bönig achtet darauf, wen er an Bord holt. Denn nach eigenem Bekunden legt er Wert auf christliche und ethische Werte. Bönig selbst gehört der evangelischen Friedenskirche in Buchholz an. Ein christlicher Hintergrund sei jedoch keine Voraussetzung für Geschäftspartner, erklärt er. Aber: „Wir möchten Menschen haben, die ähnlich denken.“

Bislang hat er Partner gefunden, die seine Philosophie teilen, etwa den Hamburger Rechtsanwalt Dr. Frank Ochsendorf oder den Unternehmensberater und Theologen Ehrenfried Conta Gromberg.

Ordermed beschäftigt laut eigenen Angaben rund 30 Mitarbeiter, davon gehen mehr als 20 in Apotheken. „Unser Vertriebsteam unterstützt die Apotheken in der Akquise neuer Kunden“, sagt Bönig. Verantwortlich für den Außendienst ist Thomas Wagner-Engels, der von Elac kommt. Kooperationen sind ein Schwerpunkt bei der Neukundengewinnung: Der Lieferdienst kooperiert offiziell mit Linda (Orderlinda), außerdem werden als weitere Partner unter anderem Parmapharm, Elac, Cura-San, Farma-plus, Migasa, Partner-Apotheken, Bienen Apotheken sowie Medicon und Wir leben genannt.

Im vergangenen Jahr lag der Umsatz von Ordermed bei 750.000 Euro. Für das laufende Jahr hat Bönig große Ziele: Die Verkaufserlöse sollen unter anderem durch die Ausweitung des Kundenkreises auf 3,5 Millionen Euro steigen.