Heumann: Von der Waschküche nach Indien APOTHEKE ADHOC, 04.03.2013 17:30 Uhr
In einer Waschküche in Mittelfranken begann die Geschichte des Generikaherstellers Heumann. Dort mischte der als „Kräuterpfarrer“ bekannte Firmengründer Ludwig Heumann Säfte, Pulver und Teeblätter zusammen. Heute gehört Heumann zu dem indischen Pharmakonzern Torrent und feiert seinen 100. Geburtstag.
Ludwig Heumann wurde 1869 geboren und stammte aus einer Bauernfamilie. Seine Mutter brachte ihm die heilende Wirkung von Kräutern nahe. Weil der Familie das Geld für ein Studium fehlte, wurde Heumann Pfarrer. Er beschäftigte sich weiterhin mit Kräutern und Pflanzen und entwickelte in der Waschküche seines Pfarrhauses das Repellent „Bremsenflucht“ für Mensch und Tier.
Heumann entwickelte dann vermehrt Salben für Menschen. Bald konnte er die Bestellungen nicht mehr allein bewältigen und arbeitete mit Apothekern zusammen. 1913 gründete er dann mit Unterstützung des Nürnberger Arzneimittelgroßhändlers und Konsuls Dr. Robert Pfaller das Unternehmen Heumann.Als nach eigenen Angaben eine der ersten Pharmafirmen richtet Heumann seine Werbung direkt an den Patienten. Das Unternehmen erstellte einen Kalender mit Gesundheitsratschlägen und Werbung für seine Präparate.
Die Produkte konnten die Kunden entweder direkt bei Heumann bestellen, oder über so genannte Depot-Apotheken. Diese haben die Heumann-Produkte exklusiv vertrieben. Mitte der 20er Jahre gab es bereits mehr als 100 Depot-Apotheken in ganz Deutschland.Außerdem wurden die Präparate in etwa 30 Länder exportiert. So wurde etwa eine Broschüre mit Tipps und Anzeigen in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Schwedisch und Chinesisch herausgebracht.
1935 baute das Unternehmen eine Fabrik in Nürnberg, um den steigenden Bedarf decken zu können. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vollständig zerstört und anschließend nach modernen Standards wieder aufgebaut. 40 Jahre später wurde ein neues Werk in Feucht eröffnet, in dem Wirkstoffe synthetisiert werden. Dies eröffnete dem Unternehmen neue Geschäftsfelder.Nach der Wende begann Heumann mit der Herstellung von Generika: Atenolol, Diclofenac und Tamoxifen sind die ersten drei Wirkstoffe, die Heumann auf den Markt brachte. Zur gleichen Zeit wurde das bisherige Familienunternehmen von dem US-Unternehmen G.D. Searle übernommen, das seinerseits zu Monsanto gehörte.
Damit begann eine Reihe von Eigentümerwechseln: 1999 fusionierten Monsanto und das Pharma-Unternehmen Pharmacia – Heumann wurde zu einem Tochterunternehmen des schwedischen Herstellers. Vier Jahre später wurde Pharmacia von Pfizer übernommen.2004 wurde das Unternehmen in die Heumann PCS mit Sitz in Feucht und die Heumann Pharma mit Sitz in Nürnberg aufgeteilt. Der Lohnfertiger Heumann PCS wurde 2008 von dem französischen Konzern Fareva übernommen, einem der weltgrößten Lohnfertiger im Bereich Kosmetika, und in Excella umbenannt.
Heumann Pharma, die die Produkte weiterhin vertrieb, gehört seit 2005 zu der indischen Torrent-Gruppe. Eine Sparte der Gruppe ist Torrent Pharma, zu der neben Heumann die Hersteller Heunet und Norispharm gehören. Die Gruppe erzielt einen Umsatz von jährlich rund 130 Millionen Euro mit dem Vertrieb von Arzneimitteln im deutschen Markt und von eigenen Generikalizenzen in Europa.Heumann betreibt keine eigene Produktion mehr, die Präparate stammen von Lohnherstellern oder Torrent. Die Gruppe konnte besonders von den Rabattverträgen profitieren, die den Unternehmen trotz immer höherer Rabatte eine verbesserte Umsatz- und Ertragslage sicherten.