Die Versicherungskammer Bayern (VKB) wirbt in einem Schreiben an ihre Versicherten für eine digitale Sprechstunde inklusive E-Rezept. Dahinter steht eine Kooperation mit dem Münchner Unternehmen Teleclinic, das beides anbietet. Bei 7000 Apotheken könne man dieses E-Rezept einlösen – welche das sind, kann die VKB jedoch auf Nachfrage nicht mitteilen.
Die digitale Sprechstunde sei eine effiziente Lösung für vielbeschäftigte Menschen, wirbt die VKB in einem Schreiben an ihre Versicherten: „Dieser neue telemedizinische Service ist rund um die Uhr für Sie da. Einfach Wunschtermin vereinbaren und sich per Video-Call oder Telefon vom Arzt helfen lassen“, heißt es in dem Schreiben. „Und das auch auf Geschäftsreisen im Ausland.“
Dahinter steht eine Kooperation der privaten Krankenversicherung mit dem Telemedizinanbieter Teleclinic, der nach eigenen Angaben auf ein Ärztenetzwerk aus über 30 Fachrichtungen zugreifen kann. Per Video-Call, Chat oder Telefon können sich Patienten dort nach Angaben des Unternehmens 365 Tage im Jahr rund um die Uhr behandeln lassen. Dazu brauche man nur die App herunterzuladen. VKB-Versicherte müssen dazu nicht mal auf die Seite des Anbieters: Zur App „und allen Infos“ gelangt man laut Schreiben auch über eine Webseite der VKB. Aber nicht einmal das ist notwendig, denn die Versicherungskammer hat extra einen QR-Code daneben gedruckt, den man nur mit dem Handy scannen muss.
Doch nicht nur das: Teleclinic hat auch ein eigenes E-Rezept im Angebot, für das die VKB in dem Schreiben an ihre Versicherten offensiv wirbt: „Unsere Online-Ärzte versorgen Sie bei Bedarf mit verschreibungspflichtigen Medikamenten“, heißt es da. „Sie erhalten ein E-Rezept direkt aufs Handy, das Sie bei über 7000 Apotheken sofort einlösen können.“ „E-Rezept direkt aufs Handy“ ist dabei gefettet, um noch eindeutiger auf das Angebot hinzuweisen.
7000 Apotheken? Will man wissen, um welche es sich dabei handelt, beißt man bei der VKB erst einmal auf Granit. Ein Anruf bei der Hotline des Privatversicherers stiftet mehr Verwirrung, als dass er zur Klärung beitragen würde. Wie genau das mit dem E-Rezept funktioniert, in welchen Apotheken man es einlösen kann, selbst wie man herausfinden kann, welche Apotheken teilnehmen, kann dort nicht beantwortet werden. Man solle sich einfach die App herunterladen und es selbst herausfinden.
Auf die für Versicherte unbefriedigende Beratung angesprochen, heißt es auf Nachfrage von der Kommunikationsabteilung der VKB ebenfalls, man solle sich doch direkt an Teleclinic wenden, wo man sich für die Auskunft allerdings registrieren müsse. „Unsere eigene Hotline dient primär dazu, interessierten Kunden eine Anlaufstelle im Unternehmen zu bieten“, so ein Sprecher. „Danke aber für Ihren nützlichen Hinweis! Wir prüfen gerne, wie wir unsere Hotline für inhaltliche Detailfragen noch besser aufstellen können.“
Eine Nachfrage bei Teleclinic bringt dann etwas Licht ins Dunkel: Bei den 7000 Apotheken handele es sich um die Mitglieder des Portals Apotheken.de des Deutschen Apothekerverlags. Das E-Rezept-Angebot von Teleclinic ist im Übrigen auch gar nicht mehr so neu: Bereits im vergangenen Jahr hatte das Start-up sein Modell für Privatversicherte eingeführt. Seit die Einführung des E-Rezepts beschlossene Sache ist, befindet sich das Unternehmen nach eigenen Angaben im rasanten Aufstieg. Ob es wirklich schon 7000 Apotheken sind, bei denen man das E-Rezept einlösen kann, darf jedoch bezweifelt werden. Laut Firmengründerin Katharina Jünger sperren sich viele Apotheken gegen das E-Rezept. Auch das erfährt man von der VKB natürlich nicht.
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