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Pinger: Politik verschwendet Apotheker-Ressourcen APOTHEKE ADHOC, 10.04.2012 12:12 Uhr

Berlin - 

In der Diskussion um die Verteilung der Milliardenüberschüsse in der GKV meldet sich Celesio-Chef Markus Pinger zu Wort: Im Interview mit der Berliner Zeitung kritisierte er am Wochenende Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für dessen Griff nach den Überschüssen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Aus Schäubles Sicht sei dieses Vorgehen zwar verständlich. „Aber aus meiner Sicht ist es nicht im Interesse der Gesellschaft und des Gesundheitssystems, wenn uns außer Sparen nichts einfällt. Sparen alleine ist keine Strategie.“

 

Die einmaligen Überschüsse seien eine „historische Chance“, so Pinger. „Ich würde sie in die Verbesserung der Gesundheitsversorgung investieren, in die Entwicklung effizienter, innovativer Lösungen. Ich bin sicher, es mangelt weniger an Ideen als an Geld. Jetzt haben wir die Überschüsse: Die sollten wir nutzen.“ Dazu komme, dass die Überschüsse der Krankenkassen bei den Leistungserbringern eingespart worden seien: „Dieses Geld muss jetzt sinnvoll eingesetzt werden.“

Investieren würde Pinger in die Gesundheitsvorsorge, beispielsweise in Konzepte, bei denen der Patient an bestimmte Untersuchungen oder die Einnahme von Medikamenten erinnert wird. „Wenn wir das verbessern, würden die Menschen weniger krank werden, die Kranken schneller gesund und wir alle würden Milliarden sparen.“

Dabei stellt sich für den Konzernchef auch die Frage, welche Rolle die Apotheken in Zukunft übernehmen können. „Apotheker haben einen direkten Kontakt zum Patienten, sie sind vor Ort, sie können in vielen Fragen rund um die Gesundheit helfen.“ Beispielsweise sei es wichtig, dass Apotheker einen Überblick über die Gesamtmedikation behielten und dafür sorgten, dass es dem Patienten leicht falle, die Therapie einzuhalten. „Ich sehe Apotheker in Zukunft als eine Art Gesundheitsberater.“

 

 

Noch fehlten allerdings die Voraussetzungen, diese Aufgabe erfüllen zu können. „Dazu braucht man Informationen über alle verschriebenen Medikamente, beispielsweise als elektronische Patientendaten. Und solche Beratungsleistungen müssen auch angemessen vergütet werden. Hier gibt es in Deutschland noch Potenzial, die Qualität zu verbessern.“

Pinger warnt vor einer Trivialisierung von Arzneimitteln als Konsumgut: Medikamente könne man nicht verkaufen wie Hamburger: „Viele Menschen unterschätzen, wie wichtig Beratung zum Beispiel bei der Einnahme ist und was Beratung leisten kann. Sonst könnten wir ja gleich Apparate aufstellen, wo man sich Medikamente wie Zigaretten zieht.“

Dazu kommt, dass die Apotheker laut Pinger durch die verschiedenen Reformen „sehr unter Druck“ gekommen sind: „Sie haben rückläufige Ergebnisse und müssen sich mit viel Bürokratie herumschlagen, statt die Kunden intensiv beraten zu können. Das ist Ressourcenverschwendung.“ Hier will Celesio mit neuen Konzepten und Dienstleistungen helfen.