Pille, Spirale & Co.: Wirksam, aber oft nicht gut verträglich Cynthia Möthrath, 26.03.2021 14:20 Uhr
Die Frage nach der richtigen Verhütungsmethode stellen sich viele Paare. Dabei stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Neben Pille, Spirale und Dreimonatsspritze stellen auch Implantate, Pflaster oder natürliche Methoden eine Option dar. Stiftung Warentest hat insgesamt 141 Mittel getestet – geeignet ist jedoch nicht einmal die Hälfte: „Das liegt nicht an der Wirksamkeit, sondern der Verträglichkeit“, erklärt die Verbraucherorganisation.
Noch immer ist die Pille das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel, dicht gefolgt von Kondomen. In den vergangenen Jahren ernten hormonelle Verhütungsmethoden jedoch zunehmend Kritik – vor allem aufgrund ihrer Nebenwirkungen. Stiftung Warentest hat insgesamt 141 Verhütungsmittel getestet: darunter über einhundert Anti-Baby-Pillen, aber auch Spiralen, Vaginalringe, Spritzen, Implantate und Pflaster. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur gerade einmal 58 Mittel sind geeignet. Kritik gab es auch hier vor allem an der Verträglichkeit.
Pille ist nicht gleich Pille
In Bezug auf die Pille gibt das Verbrauchermagazin einige Ratschläge. Eine große Rolle spielt vor allem die Thrombosegefahr: „Pillen, in denen Östrogen mit Desogestrel, Dienogest, Drospirenon oder Gestoden kombiniert ist, sind wenig geeignet.“ Denn vor allem diese Kombinationen verfügen über ein erhöhtes Risiko für Thrombosen in den Beinen oder der Lunge. „Zum Vergleich: Von 10.000 Frauen, die ein Jahr lang wenig geeignete Pillen nehmen, bekommen acht bis zwölf eine Thromboembolie, mit geeigneten Pillen sind es fünf bis sieben“, erläutert Warentest.
Besser geeignet seien demnach Mittel mit wenig Östrogen und den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat. Noch niedriger sei das Risiko bei der Minipille mit Levonorgestrel. Hier ist jedoch Disziplin gefragt: „Zwischen zwei Einnahmen dürfen keinesfalls mehr als 27 Stunden liegen.“
Als „geeignet zur Empfängnisverhütung“ bewertet Warentest verschiedene Pillen: Zu den Einphasenpräparaten mit geringem Östrogengehalt (Ethinylestradiol, Levonorgestrel) zählen beispielsweise Swingo 30 mite, Maexeni 30 mite und Evaluna 30/125. Bei den Einphasenpräparaten mit Ethinylestradiol und Levonorgestrel empfiehlt Warentest unter anderem Leanova AL, Levina Stada und Maexeni 20. Auch die in Eve 20 enthaltene Kombination von Ethinylestradiol und Norethisteron ist „geeignet“. Als Dreistufenpräparat nennt Warentest Novastep und Trigoa. Allerdings müsste hier die Einnahmeempfehlung sorgfältig eingehalten werden, um eine optimale Verhütungssicherheit zu erreichen.
Hormon- und Kupferspiralen als Alternative
Insgesamt werden auch Hormon- und Kupferspiralen als geeignet bewertet. „Das Thromboserisiko erhöhen Spiralen nicht“, erklärt Warentest. Zwar sollen hormonhaltige Präparate Stimmungsschwankungen auslösen – „ob dies aber häufiger ist als bei der Pille, ist unklar.“ Da es sich bei Spiralen um ein langfristiges Verhütungsmittel handelt, welches bis zu fünf Jahre liegen kann, empfiehlt Warentest diese vor allem für Frauen, die bereits Nachwuchs haben. Für junge Frauen ohne Kinder bestehe zudem ein erhöhtes Risiko für eine Beckenentzündung, welche die Fruchtbarkeit beeinflussen kann.
Zu den als „geeignet“ bewerteten Mitteln der Hormonspiralen zählen Jaydess, Kyleena, Levosert und Mirena. Sie alle enthalten den Wirkstoff Levonorgestrel, geben jedoch unterschiedlich viel des Hormons pro Tag frei. Bei den hormonfreien Intrauterinpessaren mit Kupfer konnten sowohl die Gynefix Kupferkette, wie auch die IUB Ballerine Midi Kupferperlen punkten. Außerdem bewertet Warentest die Kupferspiralen Femena CU 375, Femena gold clip CU 375, Flexi-T 300, Flexi-T 380 plus und Nova T als „geeignet.“
Dreimonatsspritze nicht als Standard
Die Dreimonatsspritze wird – wie der Name bereits verrät – alle drei Monate verabreicht: Dabei wird das Gestagen Medroxyprogesteron in den Gesäß-Muskel gespritzt. Dort bildet sich ein Depot, welches kontinuierlich den Wirkstoff abgibt. „Unsere Arzneimittelexperten empfehlen die Dreimonatsspritze nicht als Standardmittel zur Empfängnisverhütung, sondern nur wenigen Frauen, die keine andere Methode vertragen oder nicht regelrecht anwenden können“, erklärt Warentest. Der Grund: Die Spritze verursache unerwünschte Wirkungen und könne beispielsweise die Knochendichte verringern. „Auch lässt sich das Thrombose-Risiko des Gestagens nicht ausreichend beurteilen.“ Doch das Mittel hat ein weiteres Manko: Nach dem Absetzen dauere es bei der Hälfte der Frauen rund zehn Monate, bis sie schwanger werden können, manche würden sogar bis zu zweieinhalb Jahre warten.
Implantat, Ring & Pflaster wenig geeignet
Zu den eher selten genutzten Verhütungsmitteln zählt unter anderem das Implantat, welches in den Oberarm eingesetzt wird und von dort aus das Gestagen Etonogestrel ins Blut abgibt – ähnlich wie die Dreimonatsspritze. Doch auch das Implantat wird aus zwei Gründen als „wenig geeignet“ bewertet: Zum einen lässt sich auch hier das Thrombose-Risiko nicht ausreichen beurteilen, zum anderen lasse sich das Implantat nicht immer leicht entfernen: In einigen Fällen ist es im Laufe der Liegedauer gewandert und musste aufgespürt werden. „Solange es sich im Körper befindet und seine Verhütungswirkung anhält – und das können Jahre sein – kann die Frau nicht schwanger werden.“
Vaginalringe und Pflaster werden ebenfalls nicht empfohlen: Sie wirken „wie die Pille – mit höherem Risiko“. Bei beiden Mitteln gibt es Hinweise auf ein höheres Thrombose-Risiko als bei Anti-Baby-Pillen mit geringem oder sehr geringem Östrogengehalt. Beim Pflaster könnten zudem Hautrötungen und Juckreiz entstehen, beim Vaginalring bestehe das Risiko von Scheidenentzündungen.
Verhüten ohne Rezept
Zum Schluss nimmt Warentest auch zu anderen Methoden Stellung: Diaphragmas seien beispielsweise grundsätzlich ebenfalls geeignet, ebenso wie das Kondom, welches zusätzlich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Das Femidom sei hingegen schwieriger anzuwenden und im Vergleich zur Variante für den Mann nicht so sicher.
„Die sicherste, aber auch aufwendigste natürliche Verhütung ist die sympto-thermale Methode.“ Dafür muss die Frau täglich ihre Körpertemperatur messen, sowie Menge und Beschaffenheit des Vaginalschleims analysieren: Veränderungen zeigen die fruchtbaren Tage an. „Dagegen gilt die Kalendermethode als sehr unsicher – damit wird versucht, die fruchtbare Zeit auf Basis vergangener Zyklen zu ermitteln.“ Dies sei jedoch aufgrund von möglichen Schwankungen selbst bei regelmäßigen Zyklen schwierig.