103.000 Jobs durch Phytopräparate APOTHEKE ADHOC, 04.03.2014 14:44 Uhr
Pflanzliche Arzneimittel sind eine wichtige Säule in der Apotheke. Laut Dr. Willmar Schwabe hängen sogar 9200 Arbeitsplätze in der Offizin direkt von der Phytotherapie ab: Der Hersteller hat in einer Studie die volkswirtschaftliche Bedeutung seiner Branche herausarbeiten lassen.
Jährlich wird mit pflanzlichen Präparaten ein Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro erwirtschaftet, knapp drei Viertel entfallen davon auf Verkäufe in Apotheken. Laut Studie kaufen Verbraucher Phytopräparate, weil sie gut verträglich und sicher sind und weil es entsprechende Erfahrungswerte gibt.
Die Branche ist der Erhebung zufolge im Vergleich zur klassischen Pharmaindustrie beschäftigungsintensiv: Bei der Herstellung von Naturheilmitteln kommen demnach auf 1 Milliarde Euro Umsatz rund 9100 Arbeitsplätze, bei klassischen Arzneimitteln sind es dagegen rund 2800 Arbeitsplätze.
Insgesamt arbeiten in dem Bereich rund 30.000 Beschäftigte. Insgesamt seien sogar 103.000 Arbeitsplätze indirekt abhängig: Analog zum Umsatzanteil der pflanzlichen Präparate lassen sich laut Studie 6 Prozent der Jobs in den Apotheken auf den Bereich umlegen, das entspricht 9200 Vollzeitarbeitsplätzen.
Im Großhandel sind es 6 Prozent beziehungsweise 1000 Stellen, bei den Ärzten 16 Prozent (23.000), in Reformhäusern 50 Prozent (2300) und in Drogeriemärkten 3 Prozent (2500). Die 35.000 Heilpraktiker und Homöopathen gäbe es ohne pflanzliche Präparate gar nicht. Der Naturheilmittelmarkt sei sozioökonomisch „ein echt dickes Brett“, sagt Marketing- und Vertriebschef Dr. Traugott Ullrich.
Gekauft werden pflanzliche Präparate vor allem in der Apotheke (96 Prozent). Dahinter rangieren Reformhäuser (89 Prozent), Natur- und Bioläden (88 Prozent), Drogerien (87 Prozent) und das Internet (84 Prozent). Der Phytomarkt umfasst aus Verbrauchersicht aber nicht nur Arzneimittel, sondern auch dietätische Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Arzneitees- oder bäder sowie Naturkosmetik oder Hausmittel wie heiße Zitrone.
Mehr als ein Drittel des europäischen Marktes für pflanzliche Arzneimittel entfallen laut Studie auf Deutschland. Der Naturheilmittelmarkt habe standortpolitisch eine hohe Bedeutung für Deutschland.
Im Auftrag von Schwabe hatten der Duisburger Gesundheitsökonom Professor Dr. Jürgen Wasem und sowie die Unternehmensberatung May+Bauer im vergangenen November rund 1000 Verbraucher befragt. Dazu kamen ökonomische Auswertungen und Schätzungen. Wasem ist als Auftragsgutachter bekannt; er war bereits für Firmen wie DocMorris und Pfizer tätig. Er gilt als Kritiker des derzeitigen Apothekensystems. Professor Dr. Uwe May und Cosima Bauer waren zuvor für den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) tätig.